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100 Jahre alte Passerelle in Kerzers abtransportiert

In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde am Bahnhof Kerzers mit dem Abbau der historischen Passerelle begonnen. Das Bauwerk wird nun renoviert und voraussichtlich im August wieder montiert.

von Joel Rathgeb
am
Mithilfe von schweren Maschinen wurde zuerst die Hochspannungsleitungen abmontiert.

In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde am Bahnhof Kerzers mit dem Abbau der historischen Passerelle begonnen. Das Bauwerk wird nun renoviert und voraussichtlich im August wieder montiert.

Es ist ein aussergewöhnliches Projekt, das am Bahnhof Kerzers diese Woche in die Praxis umgesetzt wird. In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde das erste von mehreren Teilen der historischen Passerelle mit einem schweren Pneukran abmontiert. In den nächsten Tagen werden dann die restlichen Teile abmontiert und per Schwertransporter in ein spezialisiertes Werk transportiert. Dort wird die Passerelle per Bestrahlung von der hochgiftigen Blei-Menning-Beschichtung befreit und jede der ca. 1200 Nieten wird auf festen Halt geprüft. Danach wird eine neue vierfache Beschichtung nach modernstem Standard aufgetragen. Dies ist nötig, damit sie wieder für 40 bis 50 Jahre erhalten bleibt.

Das ist wie eine Performance im Ballett

Komplizierte Bauarbeiten

Die Bauarbeiten sind äusserst anspruchsvoll. Mehr als 20 Fachleute waren am Werk. Dabei musste jeder genau wissen, was er wann zu tun hat, denn das Team stand unter Zeitdruck. Hätte man das 10 Tonnen schwere Metallstück nicht vor drei Uhr morgens entfernen können, hätte alles wieder rückgängig gemacht werden müssen. Der Grund dafür: Die Hochspannungsleitungen, die für den Abbau gelöst wurden, mussten um 5 Uhr wieder bereit für den Zugverkehr sein. Carmen Reolon, Präsidentin des Vereins Passerelle Kerzers brachte es auf den Punkt: «Das ist wie eine Performance im Ballett. Jeder muss genau wissen, was er wann zu tun hat.»

Der Abbau in der Bildstrecke

Der Abbau, die Renovation und der Wiederaufbau wird von der SBB durchgeführt. Kostenpunkt: 1.3 Mio. Franken. Sobald die Passerelle im August dieses Jahres wieder aufgebaut ist, geht sie in den Besitz des Vereins Passerelle Kerzers über. Dieser wird sich dann auch um die Wartung kümmern. Die Mitglieder des Vereins waren überglücklich, als sie von der SBB das Okay für das Projekt bekommen hatten. «Als wir erfuhren, dass es klappt, war das ein grossartiger Moment für uns!», so die Präsidentin. Ziel ist, die Überführung bis 2020 begehbar zu machen. Man wolle zudem Führungen durch den unter Denkmalschutz stehenden Bahnhof Kerzers organisieren. Bis dahin sei es aber noch ein langer Weg. Damit die Passerelle begehbar gemacht werden könne, seien noch mehr Vereinsmitglieder und Spenden nötig.

Informationen über den Verein Passerelle Kerzers finden Sie unter passerelle-kerzers.ch