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Durch Wildpflanzen den Weg zurück zum eigenen Ich finden

Wildpflanzen aus der Region kennenlernen und gleichzeitig die persönliche Entwicklung weiterbringen, das sind die Ziele des Wildpflanzenkurses von Sandra Mumprecht und Carole Schwab.

von Rainer Menning
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Wildpflanzen aus der Region kennenlernen und gleichzeitig die persönliche Entwicklung weiterbringen, das sind die Ziele des Wildpflanzenkurses von Sandra Mumprecht und Carole Schwab.

Kenntnisse über die Wildpflanzen vor unserer Haustüre erwerben, deren Wirksamkeit kennenlernen und schliesslich die gesammelten Pflanzen zu einem Mittagsmahl zubereiten. Dieses und vieles mehr wird im Wildpflanzenkurs von Sandra Mumprecht und Carole Schwab angeboten. Der schonende Umgang mit der Natur steht im Vordergrund. Neben der kulinarischen Erfahrung wird der Fokus auch auf die persönliche Entwicklung gelegt.

Die Kurse finden von März bis im Oktober an neun Kurstagen statt. Es gibt entweder Donnerstags- oder Sonntagskurse. Das Ziel ist es die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Wildpflanzen kennen zu lernen und anzuwenden. Wir haben im Vorfeld die beiden Organisatorinnen Sandra Mumprecht und Carole zum Gespräch gebeten.

Sandra Mumprecht (links) und Carole Schwab

Was muss man sich genau unter dem Wildpflanzenkurs vorstellen?
Es wird ein Kurs sein, welcher sich hauptsächlich um das Kennenlernen der regionalen, wildwachsenden, essbaren Pflanzen vor unserer Haustür dreht. Daneben möchten wir auch die persönliche Entwicklung in den Fokus rücken. Wir sind der Ansicht, viele Qualitäten in uns kommen erst zum Vorschein, wenn wir alles etwas langsamer und achtsamer angehen. Dafür bietet es sich an, draussen in der Natur zu Fuss unterwegs zu sein.

Wer steckt hinter dem Wildpflanzenkurs?
Wir (Carole Schwab und Sandra Mumprecht) haben zusammen die obligatorische Schule in Murten besucht, waren schon damals befreundet und haben uns nie ganz aus den Augen verloren. Über die Jahre ist eine enge Freundschaft entstanden, mit verschiedenen Berührungspunkten. Neu kommt jetzt der gemeinsame Wildpflanzenkurs dazu.

Aktuell sind wir beide in Ausbildung zur Kräuterpädagogin an der Heilpflanzenakademie Villa Natura.

Wie sieht der typische Kursteilnehmende aus?
Wir haben keinen Typus im Kopf, vielmehr freuen wir uns auf Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund. Sicher ist es hilfreich, wenn die Bereitschaft zur Entschleunigung da ist. Es wird nicht darum gehen, in kürzester Zeit möglichst viel Wissen anzueignen. So ist es sicher von Vorteil, wenn die Teilnehmenden das Gelernte/Erlebte auch in ihren Alltag integrieren möchten. Das wiederum festigt die Sicherheit in der Bestimmung und Verwendung der Pflanzen - wir möchten etwas Nachhaltiges anbieten.

Und wieso kommen sie an den Kurs?
Sie kommen an den Kurs, weil, sie gerne draussen in der Natur sind und sich für essbare Wildpflanzen interessieren. Einige möchten sich etwas Gutes tun und einmal nur etwas ganz für sich alleine machen. Andere möchten eine Veränderung bewirken oder haben einfach Lust auf etwas Neues.

Wie ist der Verlauf eines Kurstages?
Als erstes machen wir jeweils einen kurzen «Check-in». Es geht darum zu schauen wo jede und jeder gerade steht und was einem wichtig ist. Durch die kleinen Gruppen, die wir machen werden – maximal fünf Teilnehmende - können wir sehr gut auf die Wünsche und Bedürfnisse eingehen. Weiter werden wir bei jeder Witterung einen Teil draussen in der Natur gestalten, bei Schlechtwetter fällt dieser Teil etwas kürzer aus.

Auch wird immer zusammen ein vegetarisches Mittagessen zubereitet, der Lerneffekt ist so viel grösser. Sofern es das Wetter zulässt, integrieren wir hier zuvor gesammeltes Pflanzenmaterial.

Der Theorieteil wird jeweils über den gesamten Kurstag verteilt vermittelt. Hier möchten wir ausserdem darauf achten, dass er möglichst kreativ gestaltet wird, indem wir zum Beispiel über die neun Kurstage auch zusammen ein Herbarium erstellen.

Die Kurse finden von März bis Oktober statt. Was wird in den verschiedenen Jahreszeiten gemacht?
Es gibt zehn phänologische Jahreszeiten. Wenn die Natur mitspielt, können wir die Pflanzen an den neun Kurstagen in neun phänologischen Jahreszeiten davon beobachten. Das hilft extrem, um sie sicher bestimmen zu können. In der zehnten phänologischen Jahreszeit, dem Winter, lassen wir der Natur Zeit, um sich zu erholen, was wächst, überlassen wir den Tieren.

Hier ein kleiner Vorgeschmack darauf was eventuell jahreszeitenspezifisch gemacht wird: Salbe herstellen, destillieren (Hydrolat), Öl pressen, Räucherstab und Wurzeln graben.

Einige Impressionen von vergangenen Wildpflanzenkursen

Geht es vorab um den Einsatz in der Küche? oder auch medizinische Anwendungen?
In erster Linie geht es darum, die Verbundenheit mit der Natur wieder zu spüren und alles zu entschleunigen.

Im Prinzip geht es auch darum, das Langsame wieder in unseren meist schnellen Alltag zu integrieren.

Danach steht definitiv der Einsatz in der Küche im Vordergrund, natürlich erst wenn die Pflanzen zu 100 Prozent sicher bestimmt werden können. Auch hier geht es nicht darum möglichst viel zu sammeln, sondern geduldig zu sein – das und noch viel mehr können wir gut von der Natur lernen.

Also keine medizinische Anwendung?
Wenn die Gruppe den Fokus auf die Inhalts- und Wirkstoffe legen möchte, können wir das berücksichtigen. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass gesundheitsbezogene Aussagen nur ohne Heilversprechen gemacht werden dürfen. Als Beispiel: Das im Gänseblümchen enthaltene Kalium – bei 100g Blatt- und Blütenmischung sind es 600mg - kann zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks beitragen.

Quellenangaben:
Verordnung des Eidgenössische Departement des Innern (EDI) betreffend die Information über Lebensmittel
Das Gänseblümchen - Ein wildwachsendes Superfood

Die Veranstalterinnen im Portrait

Carole Schwab (links) und Sandra Mumprecht

Carole Schwab

Nach der kaufmännischen Ausbildung in der Hotellerie in Arosa über diverse Bürostellen sowie Einsätze im Gastgewerbe hat sie den Weg in den Camping Muntelier gefunden, wo sie seit 8 Jahren Teilzeit angestellt ist. Durch persönliche Erfahrungen hat sie zu den ätherischen Ölen gefunden und die Ausbildung zur Aromatherapeutin angefangen. Bald hat sie gemerkt, dass sie mehr von der Pflanze als Ganzes begeistert ist und beschlossen, nach den Basismodulen zur Aromatologin den Weg zur Kräuterpädagogin einzuschlagen.

Sandra Mumprecht

Nach der kaufmännischen Ausbildung in der Immobilienbranche in Freiburg war schnell klar, dass ein reiner Bürojob nicht das Richtige ist. So machte Sandra ihre Leidenschaft, die Fotografie, zum Beruf. Seit 16 Jahren ist sie selbständig in diesem Bereich. Mittlerweile wohnt sie mit ihrer Familie in Chabrey, umgeben von einem grossen Garten, aus welchem ein Teil des Eigenbedarfs abgedeckt werden kann. Auch in der Herstellung diverser Produkte hat sie schon Erfahrung, sei es ein Fleur de Sel aus Portugal oder schwarze Nüsse vom eigenen Nussbaum.