Go back

Restaurierungsarbeiten an der historischen Ringmauer

Zurzeit erfährt die Murtner Ringmauer auf einem nicht öffentlich zugänglichen Teilstück eine Restaurierung

von Esther Zangger
am

Zurzeit erfährt die Murtner Ringmauer auf einem nicht öffentlich zugänglichen Teilstück eine Restaurierung

Mittelalterlicher Mauerring

Einst bildeten Stadtmauern die essentielle Sicherheits- und Verteidigungsstruktur mittelalterlicher Städte. Auch die Murtner Ringmauer ist ein historisches Symbol für eidgenössische Wehr- und Siegeskraft. Sie wurde in mehreren Etappen und aus verschiedenen Materialien wie Kieselsteinen, Tuff- und Sandstein gebaut. Die untersten 15 Lagen stammen noch aus der Zeit vor der Stadtgründung im 12. Jahrhundert.

Unsere Region besuchte gemeinsam mit Michel Pellet, Leiter Liegenschaftsverwaltung Murten, die Baustelle, um aus erster Hand Einblicke in die Restaurierungsarbeiten zu erhalten.

Michel Pellet, Leiter Liegenschaftsverwaltung Murten

Herr Pellet, können Sie einen Überblick über die aktuellen Restaurierungsarbeiten geben?

2022 stellten wir fest, dass das Mauerwerk am Teilstück zwischen der Deutschen Kirche und dem Bestattungsunternehmen Hirter an der Stadtaussenseite brüchige Stellen aufwies, die repariert werden mussten. Bei den damaligen Reparaturarbeiten merkten wir, dass die Holzschwellen, die die Dachkonstruktion tragen, von Verrottung betroffen sind, was besonders unter Schneelasten zu ernsthaften statischen Problemen führen könnte. Das Holzwerk muss immerhin einen grossen Teil des Dachstockes tragen.

Welche spezifischen Schritte werden unternommen?

Ziel ist, die Restaurierungsarbeiten bis Weihnachten abzuschliessen. Zuerst wurde das Gerüst gestellt. Das allein ist schon eine Meisterleistung, weil das Gerüst nicht auf den angrenzenden Dächern abgestützt werden kann, das würden diese nicht aushalten.

Vor einer Woche hat Gutknecht Holzbau dann mit den eigentlichen Arbeiten am Holzwerk begonnen. Ein Zimmermann ersetzt die maroden Holzteile, wobei darauf geachtet wird, so viel wie möglich vom originalen Holz zu bewahren.

Ein Dachdecker kontrolliert das Dach und hält es mit alten handgemachten Ziegeln, von denen wir im Werkhof ein Depot angelegt haben, instand. Er entfernt zudem das Moos, das sich mit den Jahren angesammelt hat.

Welche Materialien werden verwendet, um die historische Bedeutung der Mauer zu bewahren?

Die Holzkonstruktion ist aus Fichten- und Eichenholz gefertigt. Eichenholz ist sehr robust und witterungsbeständig, deshalb müssen wir sie nur teilweise austauschen. Das bewahrt auch den Charme und die Authentizität der Ringmauer. Wir versuchen, wenn immer möglich Holz aus der Region zu verwenden, sofern möglich eigenes Holz aus dem Murtenholz oder Galmwald.

Die alten runden und spitzen Dachziegel sind vom Typ Biberschwanzziegel. Oben auf dem First wird der brüchige Zement weggelöst und neu mit Kalkmörtel verfestigt, damit das Ganze wieder hält. Der Natursteinhauer verwendet für die Einbettung der Ziegel einen historischen Mörtel ohne Zement, damit der Mörtel nicht sperrt und Feuchtigkeit aufnehmen kann. Das benötigt eine spezielle Handwerkskunst.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Handwerkern und Ämtern?

In die Restaurierung sind lokale Unternehmen, die bereits an der Ringmauer gearbeitet haben, eingebunden. Die Zusammenarbeit mit den Ämtern für Kulturgüter und Archäologie ist ebenfalls eng, um die historische Integrität zu wahren.

Welche finanziellen und logistischen Herausforderungen ergeben sich bei solchen Restaurierungsarbeiten?

Die Kosten dieses Projektes belaufen sich auf rund 75’000 Franken, wovon 25% subventioniert werden, davon je die Hälfte von Bund und Kanton.

Um Störungen zu minimieren, koordinieren wir uns mit der Nachbarschaft, in diesem Fall mit dem Bestattungsunternehmen nebenan und mit der Kirche. Und wenn immer möglich, erfolgen solche Arbeiten ausserhalb der Touristensaison.

UnsereRegion bedankt sich bei Michel Pellet für das Interview und für die Gelegenheit, direkt vor Ort einen Einblick in die laufenden Restaurierungsarbeiten erhalten zu haben.