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Murten-Geschichte aus einem anderen Blickwinkel

von Marianne Oppliger
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Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer eigentlich dieser Louis d`Affry auf der Strassenbezeichnung hinter dem Tennisplatz im neuen Einfamilienhausquartier von Murten ist?
Bei der etwas anderen Stadtführung «AMÜSEUM», Promenade théâtralisée en ville et au musée de Morat, von Beatrix Vogl und Francis Moret, erlebt man Murten aus einem theatralisch gespielten Blickwinkel, sozusagen auf einer Wanderbühne. In einer Kurzserie über mehrere Artikel auf unsereRegion.ch erfahren sie etwas mehr über etwas unbekanntere Murtner Geschichte.

Seit anno 2013 spielen die beiden Hobbyschauspieler ihr selbst erarbeitetes Manuskript über etwas unbekanntere Geschehnisse unserer historischen Stadt. Der geschickt inszenierte und amüsante Stadtrundgang wird den Zuhörer*innen gleichzeitig in Deutsch und Französisch vorgetragen. Aber auch wer kein Französisch versteht, kann den Inhalten folgen. In Zusammenarbeit mit Yvan Mariano, damaliger Museumsleiter in Murten, wurden die Inhalte dieses Spazierganges auf ihren geschichtlichen Hintergrund überprüft.

Zehn Jahre (2003) zuvor traten Beatrix Vogl und Francis Moret bereits als «Ambassadör und Ambassatrix vom Röschtigraben» mit ihren zweisprachigen Schnitzelbänken an der Murtner Fastnacht auf, was in unserer zweisprachigen Gegend gut angekommen ist.

Eine Station der Stadtführung «AMÜSEUM» spielt im Museum von Murten und über Louis d`Affry gibt es ein paar wohl eher unbekannte Daten:

Im Neubaugebiet hinter der Murtner OS gibt es einen «Chemin Louis d’Affry». Und auch in Fribourg kommt einem dieser Name öfter unter, denn die d’Affrys waren eine Fribourger Patrizierfamilie von internationalem Format.
Affry wurde im Jahr 1743 in Fribourg als Sohn des Grafen Louis Augustin d’Affry geboren. Da sein Vater in französischen Solddiensten stand, erfolgte seine Ausbildung in Paris. In jungen Jahren wurde er bereits Fähnrich der Generalkompanie der königlichen Schweizergarde in Paris. Nach mehreren erfolgreichen Kriegseinsätzen stieg Affry 1766 in der Kompanie seines Vaters zum Capitaine auf. 1791/92 hatte er den Oberbefehl über die französischen Truppen im Departement Haut-Rhin inne, verliess jedoch Frankreich zusammen mit seinem Vater nach der Entlassung der schweizerischen Truppen in französischen Diensten. Ab 1765 leitete er den «Rat der Sechzig», die Versammlung der herrschenden Bürgerfamilien der Stadt Freiburg. Als Napoleon vor den Toren Fribourgs stand, ersparte d’Affry den Truppen einen sinnlosen Kampf. Nachdem die Stadt am 2. März 1798 kapituliert hatte, endete die Alte Eidgenossenschaft und Fribourg wurde Teil der Helvetischen Republik. An der helvetischen Consulta 1803 in Paris wirkte d’Affry zwischen den zerstrittenen Parteien als Vermittler. Als die Mediationsakte in Kraft trat, wurde er durch die Gunst Napoleons 1803 erster Landammann der Schweiz und Schultheiss von Fribourg. In den Jahren 1804 bis 1810 verteidigte er die schweizerische Neutralität und erhielt von Napoleon in den Befreiungskriegen (1809) zahlreiche Vollmachten.
Und da er im Prehl ein Landhaus besass, gibt es heute eben dort den «Chemin Louis d’Affry». Murten gehört seinetwegen zum Kanton Fribourg und nicht zum Kanton Bern.

Haben wir ihr Interesse geweckt? Dann freuen Sie sich auf einen weiteren Artikel über spannende Geschichten in und um Murten.