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Weinernte 2021: Die Direktorin des Berufsverbands der Vully-Weine im Interview

Joanna Rouiller ist die Direktorin des Berufsverbands der Vully-Weine – und ist hauptsächlich für das Marketing sowie die Promotion der entsprechenden Weine zuständig. Ich habe sie zum Interview getroffen, um mehr über den Weinbau und die Ernte zu erfahren.

von Annina Martin
am

Joanna Rouiller ist die Direktorin des Berufsverbands der Vully-Weine – und ist hauptsächlich für das Marketing sowie die Promotion der entsprechenden Weine zuständig. Ich habe sie zum Interview getroffen, um mehr über den Weinbau und die Ernte zu erfahren.

Frau Rouiller, wann kam Ihr Interesse am Weinbau auf?

Ich komme zwar nicht aus der Weinbranche, aber ich bin am Vully geboren und aufgewachsen, so dass Reben und Wein schon immer zu meinem täglichen Leben gehörten. Ich wollte schon immer für meine Region und seine Produkte arbeiten. Es ist mir eine Freude, dass der Wein nun im Mittelpunkt meiner Tätigkeit steht. Ich schätze unsere feinen Weine sehr und sie tragen viel zum Ansehen der Region bei.
 
Von wann bis wann im Jahr dauert die Weinernte ungefähr?

Die Erntezeit beginnt in der Regel 100 Tage nach der Blüte und dauert dann zwischen zwei und vier Wochen. Viele klimatische und weinbauliche Faktoren können den Reifezeitpunkt der Trauben jedoch beeinflussen, wie zum Beispiel das Wetter, die Rebsorte, die geografische Lage sowie der gewünschte Weintyp.
 
Wie sieht der Tagesablauf eines Winzers / einer Winzerin aus? Gibt es Tätigkeiten, die in der Erntesaison täglich verrichtet werden müssen?

Winzer und Winzerinnen sind das ganze Jahr über mit der Pflege der Rebstöcke sowie des Bodens und der fertigen Weine beschäftigt: Im Winter werden die Reben geschnitten, im Frühling die fertigen Weine abgefüllt. Während des Sommers stehen viele Arbeiten an der Laubwand an und der Boden muss gut gepflegt werden. Im September freuen sich die Winzer dann auf die anstehende Ernte; die schönste Zeit im Jahr und die Belohnung für die Arbeit bei Hitze, Wind und Regen. Jeden Tag werden die Trauben gekostet, analysiert und verarbeitet. Die Gärungen werden minutiös überwacht.
 
Wie gross war die diesjährige Weinernte – auch im Vergleich zu früheren Jahren?

Die Ernte einer Mehrzahl an Gemüse- oder Getreidearten war in diesem Sommer ja, aufgrund des Wetters, vergleichsweise klein. Im Gegensatz zu anderen Regionen hatten wir keinen Frost und sehr wenig Hagel, so dass wir relativ verschont blieben. Wir waren wie viele andere ziemlich stark vom falschen Mehltau und auch ein bisschen vom echten Mehltau betroffen. Der geschätzte Verlust liegt bei ungefähr 20 bis 30 Prozent in der gesamten Region. Quantitativ wird die Ernte klein ausfallen, aber qualitativ gesehen ist es ein gutes Jahr.

Welche Weine werden mit dem am Mont Vully wachsenden Rebsorten hergestellt?

Der Vully hat eine kontrollierte Ursprungsbezeichnung (KUB/AOC) für seinen Rebberg. Die häufigste Rebsorte ist der Chasselas, gefolgt vom Pinot Noir. Bei den Spezialitäten heben wir gerne den Traminer und den Freiburger hervor. Die zwei Rebsorten haben eine neue Heimat am Vully gefunden. Die Klarheit und Präzision ihrer Aromen verdanken diese Rebsorten der einmaligen Vereinigung von Boden und Klima. Die Winzer haben sich zusammengeschlossen und die Vully-Charta gegründet, um diese beiden Sorten aufzuwerten und besonders hervorzuheben.

Zeigen heutzutage auch jüngere Menschen Interesse am Weinbau?

Ja. Viele Weingüter wurden in den letzten Jahren von der jüngeren Generation übernommen. Dies macht den Vully zu einer der dynamischsten Weinregionen der Schweiz.

Sind Winzerinnen und Winzer auch in den Wintermonaten tätig?

Wenn die Ernte vorbei ist, beginnen die Arbeiten im Keller. Beim Abbeeren, Einmaischen, Pressen, Gären und beim Ausbau der Weine müssen viele Entscheidungen getroffen werden. Diese beeinflussen die Stilistik und die Eigenschaften des resultierenden Weins. Dieser wiederum soll die Handschrift und die Persönlichkeit eines jeden Winzers tragen. In diesem Beruf gibt es dadurch keine Rezepte! Im Rebberg ist der Winterschnitt eine der wichtigsten Arbeiten während der Wintermonate.
 
Gibt es Führungen oder Spaziergänge durch den Weinberg am Vully?

Ja, es gibt drei lehrreiche Themenpfade. Diese führen durch die Rebberge des Vully und bringen Ihnen die Entstehung des Weins näher. Führungen können in den örtlichen Tourismusbüros gebucht werden.

  • Salavaux: Vully-les-Lacs Tourismus 
  • Sugiez: Vully Tourismus 

Weitere Informationen: www.regionmurtensee.ch/reblehrpfad-vully