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Wandertipp: Von Gümmenen durchs Flüelebachtäli nach Rosshäusern

von Guido Kaufmann
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«Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah», schrieb schon Goethe. In einer neuen Serie berichten wir auf unsereRegion über Ausflugstipps in unserer Gegend. Heute starten wir mit der ersten Folge, einer zweistündigen Wanderungs durchs das Flüelebachtäli bei Gümmenen.

Ich erinnere mich noch gut, es war um die Jahrtausendwende, als ich zum ersten Mal mit dem Zug von Bern nach Murten fuhr. Der Zug schlängelte sich durch das enge, fast unbewohnte Flüelebachtäli zwischen Rosshäusern und Gümmenen. Weil es teilweise zwischen den Sandsteinformationen so eng war, musste der Zug für ein kurzes Stück durch einen Tunnel fahren.

Seither habe ich die Strecke schon viele Hundert Male, zu jeder Tages- und Nachtzeit passiert, bei Wind und Wetter und öfters gedacht, dass dieses "verlassene Tal"  bestimmt auch eine schöne Wanderung hergeben würde, was ich dann an Pfingsten in die Tat umsetzte.

Idealer Startpunkt ist der Bahnhof von Gümmenen, wo man auch mit dem Auto gut hinkommt und genügend Parkplätze findet. Das erste Stück führt dann ins eigentliche Dorf Gümmenen, das zur Gemeinde Mühleberg gehört. Via die alte Holzbrücke über die Saane aus dem Jahr 1739 ist das Dorf vom Bahnhof aus in etwa zehn Minuten zu erreichen. Ist die Brücke passiert, heisst es rechts abbiegen, der Saane entlang flussaufwärts bis zum unübersehbaren Eisenbahnviadukt mit seinen markanten 27 Steinbögen und dem mächtigen Damm. 

Kurz danach befindet sich der Einstieg ins Flüelebachtäli. Überwachsene Panzersperren zeugen davon, dass zu Kriegszeiten selbst dieses enge Tal als Passage für einen Einmarsch ins Mittelland in Betracht gezogen und deshalb blockiert worden war.

Dem plätschernden Bach entlang, wo offenbar jeweils auch Biber am Werk sind, geht es leicht aufwärts bis zur Flühlenmühle. Wie es der Name erahnen lässt, liegt dort eine der vielen Mühlen, die der Gemeinde Mühleberg wahrscheinlich den Namen gegeben haben. Über fünfhundert Jahre lang dreht dort schon ein mehrere Tonnen schweres, imposantes Mühlerad, angetrieben durch ein kleines Nebenbächlein des Flüelebachs.

Der gleichnamige Verein hat die historische Mühle in den letzten Jahren restauriert und wenn die Pandemie vorüber ist, sind auch wieder Besichtigungen des hölzernen Mühlewerkes möglich oder es kann im daneben liegenden Ofenhaus gar selber Brot gebacken werden (siehe dazu auch www.fluehlenmuehle.ch).

Nun geht es hoch, unter der Eisenbahnlinie hindurch und dem Hang entlang zum Westportal des vor drei Jahren eröffneten, neuen Eisenbahntunnels. Dieser ist heute rund einen Kilometer länger als der alte und hat sich zu Gunsten der Zeitersparnis, aber auf Kosten des einzigartigen Ausblicks für die Passagiere, einen direkteren Weg gesucht.

Die alte, verträumte Eisenbahnstrecke wurde auf dem entsprechenden Stück aufgehoben und der Bach renaturiert, mit Schwellen bestückt, mäandriert und bietet heute auf den Kiesbänken einer Vielzahl von Tieren einen neuen Lebensraum.

Flinke Eidechsen wichen mir geschickt aus, als ich auf dem Wanderweg in ihr Territorium eindrang. Den alten Tunnel haben Fledermaus-Kolonien in Beschlag genommen. Der Flüelebach muss nun nicht mehr in eine Röhre gezwängt, entlang der Bahngeleise fliessen, sondern ist offengelegt und hat den ganzen Tunnel als Bachbett zur Verfügung.

Nachdem der Flüelebach bei der Schnurrenmühle – einer weiteren ehemaligen Mühle aus der Gemeinde Mühleberg - überquert ist, geht es hoch zum idyllischen Dorf Rosshäusern.

Alte Riegelhäuser sind wunderschön restauriert worden und vermitteln, abseits von Verkehrsachsen, zwischen den Wäldern und Wiesen eine besondere ländliche Idylle.

Von Rosshäusern Dorf ist es dann noch ein Katzensprung bis nach Rosshäusern Station, wo mit dem Zug die Rückreise nach Gümmenen angetreten werden kann. Alle dreissig Minuten hält in Rosshäusern ein Zug der S-Bahn. Wer ihn gerade verpasst hat, kann im Garten des Restaurant Bahnhof noch eine Stärkung zu sich nehmen. Eine Minigolfanlage oder die kulinarisch hervorragende Küche des Landgasthofes laden aber auch zum einem etwas längeren Verweilen ein (www.restbahnhof.ch).
 
Wem die zweistündige Wanderung noch etwas zu kurz war, oder wer nach dem Restaurantbesuch einen Verdauungsspaziergang sucht, kann problemlos noch ein 45-minütiges Stück durch die schöne Landschaft anhängen, weiter Richtung Bern bis zur nächsten Bahnstation von Riedbach.

Angaben zur Wanderung:

  • Start: Gümmenen Bahnhof BLS (gebührenpflichtige Parkplätze vorhanden)
  • Ende: Rosshäusern Bahnhof BLS (und allenfalls mit dem Zug wieder zurück nach Gümmenen)
  • Dauer: ca. 2 Stunden
  • Einfache Wanderung, gutes Schuhwerk empfohlen, in jeder Jahreszeit geeignet