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Das grosse Interview: Samuel Zingg tritt sein letztes Jahr als Bademeister an

Samuel Zingg arbeitet nun seine letzte Saison im Freibad Murten als Bademeister. Der passionierte Saxophonist hat uns im Interview erzählt, was ihn an diesem Beruf begeistert und wie sein Leben nun nach der Pensionierung Ende Jahr aussehen soll.

von Joel Rathgeb
am

Samuel Zingg arbeitet nun seine letzte Saison im Freibad Murten als Bademeister. Der passionierte Saxophonist hat uns im Interview erzählt, was ihn an diesem Beruf begeistert und wie sein Leben nun nach der Pensionierung Ende Jahr aussehen soll.

Herr Zingg, Wie kamen Sie zum Beruf als Bademeister?
 
Als ich im Gymnasium in Bern war, fragte mich der damalige Chef der lokalen Badi in Muri an der Aare, ob ich ein bisschen Geld verdienen möchte. Ich war damals 18 Jahre alt und sagte direkt zu. Er gab mir ein weisses Bademeistershirt und Ray-Bans und sagte mir, ich solle mich einfach auf die Brücke zwischen dem Schwimmer- und dem Nichtschwimmerbereich stellen. Schon war ich Bademeister! Damals ging das noch ganz anders zu und her als heute, man brauchte keine Kurse (lacht). Später ging ich auf die Musikakademie in Basel, wo ich auch 30 Jahre als Musiklehrer gearbeitet habe. Als ich mit 37 Jahren nach Murten kam, habe ich dann begonnen, Privatkurse und Schwimmunterricht für den Kindergarten und die Primarschule zu geben. Mit 59 Jahren habe ich damit aufgehört und gleichzeitig begonnen, im Hallen- und Freibad Murten als Bademeister zu arbeiten.
 
Die Besucher sehen den Bademeister meistens am Beckenrand stehen. Wie sieht der Tagesablauf eines Bademeisters wirklich aus? 
 
Am Morgen früh, wenn ich ins Bad komme, mache ich alle technischen Kontrollen. Danach bereite ich die Garderoben vor, damit das Bad bereit für die ersten Gäste ist. Sobald Gäste da sind, beginnt die Wasseraufsicht. Meine Hauptfunktion ist dabei eher die Prävention, indem ich präsent bin. Die wenigsten Badeunfälle werden nämlich vom Bademeister selbst erkannt. 8 von 10 Zwischenfällen werden dem Bademeister von Gästen gemeldet. Dann muss ich natürlich ab und zu auch ein bisschen Polizist spielen, wenn sich Gäste nicht so benehmen, wie sie sollten. Dies ist der soziale Aspekt dieses Berufs. Auch die Reinigung darf nicht fehlen. Diese erledige ich meistens zu Randzeiten oder an Tagen mit wenig Gästen.
 
Was gefällt Ihnen an diesem Beruf, was weniger?
 
Ich habe natürlich eine langjährige Beziehung zu diesem Job, weil ich begeisterter Schwimmer bin. Was mir besonders gefällt ist die Vielfalt dieses Berufs. Mein Arbeitstag hat diverse verschiedene Tätigkeiten. Zudem sieht mein Job im Hallenbad anders aus, als während der Badesaison im Freibad. Die vielen neuen Bekanntschaften, die ich durch den Beruf mache, sind ebenfalls ein positiver Aspekt.
Was mir nicht gefällt ist die Reinigung. Trotzdem muss sie gemacht werden (lacht). Manchmal ein bisschen schwierig sind auch die unregelmässigen Arbeitszeiten, die durch die Früh- und Spätschichten entstehen.
 
Haben Sie während Ihrer Karriere als Bademeister ein prägendes Erlebnis erlebt?
 
Vor einigen Jahren kam eine Gruppe Fahrende ins Bad. Einer von ihnen wollte mir nicht glauben, dass er nicht mit der ganzen Kleidung ins Wasser dürfe. Ich erklärte ihm, dass dies nun mal unser Reglement sei. Er meinte, er schere sich nicht um Regeln. Er wurde auch fast handgreiflich. Ich konnte ihn dann trotzdem beruhigen, indem ich die Polizei rief.
Schöne Erlebnisse waren zudem immer, wenn ich Kindern Tipps zum Schwimmen geben konnte. Dies hätte ich während meiner Arbeitszeit eigentlich nicht tun dürfen, da man so die Aufsicht vergessen könnte.
 
Mit der Pensionierung beginnt für Sie ein neuer Lebensabschnitt. Wie werden Sie die freie Zeit nutzen?
 
Da mich Sprachen interessieren, würde ich gerne Italienisch lernen. Natürlich will ich auch wieder beginnen, Saxophon zu spielen. Dies kam in meinem Leben in den letzten Jahren ein bisschen zu kurz. Dann habe ich mit einem Kollegen einen Rebberg mit einer Fläche von ca. 3000 m2, den ich bewirtschaften will. Ich habe mir auch vorgenommen, mich wieder besser um mein soziales Umfeld zu kümmern. Sonst nutze ich meine freie Zeit häufig zum Lesen.