Das Hugelihuus in Galmiz trägt viele Geschichten in seinen Mauern
Es war einmal …

Es war einmal …
Es war einmal vor langer Zeit ein junger Mann namens Walter Goetschi, der in der Ziegelei in Fräschels seiner Arbeit nachging. In der grossen Konservenfabrik in Kerzers arbeitete Rosa Corpataux. Dort, am laufenden Band und zwischen dem Duft von eingelegtem Obst, lernte Walter seine zierliche, zukünftige Frau, Rosa Corpataux kennen.

Bald darauf beschlossen sie, ein kleines Häuschen zu suchen, doch das Glück brauchte etwas Zeit. Sie fanden ein altes Spritzenhäuschen in Galmiz, das schon bessere Tage gesehen hatte. So zogen sie nach der Heirat hinein und bewohnten die kleine Dreizimmer Wohnung im ersten Stock. Eingeheizt wurde mit Holz und auch für den Kochherd brauchte es ein Feuer. Das Haus war nicht in bestem Zustand; die Fenster waren undicht, und oft zog Regenwasser oder Schnee durch die Ritzen in die Zimmer. Dennoch schützten sich Walter und Rosa mit warmen Decken und liebevollen Händen, und jedes Mal, wenn der Wind durch die Ritzen pfiff, sagten sie sich:
Wir bauen uns unser Glück selbst!
Langsam, Schritt für Schritt, schenkte das Glück dem Paar eine besondere Reihe von kleinen Wundern: zehn Kinder, die ihr Haus mit Lachen füllten und jede Tür mit neuen Abenteuern öffneten. Das Licht der Welt erblickte das erste Kind im Jahr 1930, und im Lauf der Jahre kam immer eins mehr dazu. Bis zum Jahr 1948 trat fast jedes Jahr ein neuer Sprössling in ihr Leben, doch das zweite Kind sollte nur kurz bei ihnen weilen.

Bildlegende: Mutter Rosa Goetschi-Corpataux (Mitte) mit ihren acht von neun Kindern
Das jüngste Kind, Jakob, war ein Nachzögling mit einem frechen Funkeln in den Augen und einem Kopf toller, doch manchmal unbeliebter Streiche. Er hatte es faustdick hinter den Ohren: Forellen fischte er aus dem Bach hinter dem Haus, und im Wald liess er Luftgewehr-Schüsse durch die Stille hallen. Doch hinter all dem schelmischen Treiben steckte auch ein arbeitsamer Jüngling.

Bildlegende: Jakob mit zwei seiner Schwestern.

Bildlegende: Der Bach verlief hinter dem Hugelihuus. Martha, Schwester von Jakob, mit ihrem Sohn.
Jakob ging jeden Morgen zum Bauern, half im Stall, streute Futter aus, polierte die Tränken und stand früh auf, bevor die Sonne die Felder berührte. Nach der Schule zog er erneut hinaus, packte an, wo es nötig war. So verdiente er sich das Frühstück und Abendbrot, durch harte Arbeit und am Tisch mit der Bauernfamilie hörte er so manche Geschichte, die das gemeinschaftliche Leben schrieb.
Im grossen Moos bewirtschaftete die Familie Goetschi einen Pflanzblätz und lebte als Selbstversorger, sodass der Tisch immer gedeckt war. In der kleinen Remise unter der Wohnung stand ein Kaninchenstall und Vater Walter brachte regelmässig Fische vom Angeln nach Hause – so war immer etwas Essbares da um die Grossfamilie ernähren zu können.
Hunger hatte in dieser Familie niemand zu leiden.
Als Jakobs Vater 1964 starb, zog seine Mutter Rosa nach Bern, um einen Grabstein auszuwählen. Jakob durfte sie begleiten, denn so wollte es das Schicksal: als einziges Kind der Familie Goetschi durfte Jakob eine Lehre beim Steinmetz antreten, nachdem er die obligatorische Schulzeit im Primarschulhaus Galmiz abgeschlossen hatte. Mit seinem ersten Lohn als Steinmetz kaufte Jakob seiner geliebten Mutter Rosa einen gebrauchten Kochherd, damit sie nicht mehr mit Holz kochen musste.
Bis 1980 wohnte Rosa Goetschi im Hugelihuus, in den letzten Jahren alleine, nachdem alle Kinder ausgezogen waren. Woher der Name Hugelihuus stammt weiss niemand so genau. Vermutlich war Hugeli ein Zusatzname zu Goetschi, weil es in Galmiz viele mit diesem Namen gab. Beim Hugeli - Goetschi wusste jeder, dass dies der Goetschi vom alten Spritzenhäuschen war.
So war das Haus von 1928 -1980 von Goetschis bewohnt und wird heute, nach seinem Umbau, als Vereinshaus genutzt, wo viele neue Geschichten sich zutragen werden! Und so beginnt eine neue Seite vom Hugelihuus, wo Gemeinschaft leben eine Heimat findet.



Bildlegende: Jakob Goetschi mit seiner Frau Nelly und Tochter Manuela.