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Freiburger Landwirtschaft: Wohin führt der Weg? (2/2)

Aus der Sicht der Landwirte war das 2024 ein durchzogenes Jahr. Politisch konnten zwar einzelne Teilerfolge erzielt werden, die grundsätzlichen Forderungen der Bauernproteste blieben aber ungehört. Wir haben mit Stefan Krähenbühl, Landwirt aus Murten, über seine Gefühlslage gesprochen.

von Rainer Menning
am
Die Bauernproteste im Frühjahr brachten einige Verbesserungen, es bleiben aber noch einige Punkte offen.

Aus der Sicht der Landwirte war das 2024 ein durchzogenes Jahr. Politisch konnten zwar einzelne Teilerfolge erzielt werden, die grundsätzlichen Forderungen der Bauernproteste blieben aber ungehört. Wir haben mit Stefan Krähenbühl, Landwirt aus Murten, über seine Gefühlslage gesprochen.

Das Jahr 2024 war für die Landwirtschaft kein einfaches Jahr. Es war geprägt von einer schwierigen Marktsituation, unsicheren Rahmenbedingungen und wetterbedingten grossen Schwierigkeiten im Anbau. Dies spiegelte sich auch im kürzlich veröffentlichten Landwirtschaftsbericht 2024 wider (unsereRegion berichtete: Freiburger Landwirtschaft: Wohin führt der Weg? (1/2).

Durchzogene Bilanz der Bauernprotestler
Im Frühjahr haben sich die Landwirte schweizweit zu sogenannten Weckrufen zusammengefunden, um Politik und Bevölkerung über ihre Sorgen und Ängste zu sensibilisieren. Die Organisatoren der Bauernproteste ziehen eine eher schlechte Bilanz. Von den im Frühling gestellten Forderungen, seien für die Bauernfamilien keine Umsetzungen in Sicht, steht in ihrem Schreiben an den Bundesrat.

Lediglich eine von den vier Forderungen zeigt Verbesserungen: die Wertschätzung der Arbeit und der Produkte. Bezüglich der drei anderen Forderungen sei von Seiten des Bundes und der Bundesverwaltung keine Änderung für die Bauernfamilien spürbar. Die drei weiteren Forderungen betrafen die «Verringerung des administrativen Aufwandes», «Stabilität und Planungssicherheit» und «Gerechte und angemessene Entschädigung unserer Produkte und unserer Arbeit».

Kundgebung beim Bundesamt für Landwirtschaft
Aus diesem Grund rufen die Organisatoren der Bauernproteste am 3. Dezember erneut zu einer Kundgebung beim Bundesamt für Landwirtschaft im Liebefeld Bern auf. Dabei soll noch einmal auf die vier Forderungen aufmerksam gemacht werden.

Allgemeine Gefühlslage im Seebezirk
Stefan Krähenbühl, Landwirt aus Murten, war bei den Bauernprotesten an vorderster Front mit dabei. Wir haben mit ihm über das Jahr 2024 aus seiner Sicht gesprochen.

Wie sieht die Lage in der Schweiz zurzeit aus deiner Sicht aus?
Die Bauernfamilien sind «müde» und haben langsam aber sicher genug von Initiativen, Dauerkritik und tiefen Preisen, respektive dem stetigen Preisdruck. Ausserdem sehe ich die Liquidität zunehmend als ein Problem an, vor allem bei grösseren Betrieben. Wie Beispiel im Kanton Jura es erst kürzlich gezeigt haben. Dazu kommt das Problem der Personalrekrutierung.

Es gab aber auch Lichtblicke?
Ja genau, die Biodiversitätsinitiative ist gekippt worden. Es folgen aber bereits zwei neue Initiativen. Mir kommt es vor, als wolle der Konsument oder mindestens einzelne Gruppierungen die Welt politisch verbessern. Sie wollen aber selbst nicht aktiv werden, sondern über das Portemonnaie eine biologische oder regionale Landwirtschaft erzwingen. Dabei könnte der Konsument schon Morgen mit seiner Wahl am Verkaufspunkt die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion mitgestalten.

Wie steht es um den Biohof am Murtensee?
Uns geht es so weit gut, wir bleiben vorerst positiv. Finanziell ist die Situation etwas angespannt aufgrund der Missernte im Kartoffelbau. Dazu kommt, dass die Kostenexplosion bei der Energie, den Ersatzteilen oder den Maschinenpreisen anhält. Die steigenden Lohnkosten können wir kaum noch auf die Produkte abwälzen.

Wie sieht es beim Verkauf aus?
Ich stelle aktuell eine verhaltene Nachfrage bei sämtlichen Bioprodukten fest, was ja eigentlich im Widerspruch zu den Initiativen steht.

Im Dezember sind erneut Kundgebungen angesagt. Wie verhältst du dich dazu?
Die nächste Kundgebung ist in Bern, am 3. Dezember. Da werde ich sicher dabei sein. In Deutschland starten die Proteste bereits Ende November. Die Proteste 2.0 starten am 23. November 2024 und werden grösser und umfassender sein. Mit eingebunden werden dieses Mal ebenfalls die Handwerksberufe und der Mittelstand. Der Winter wird bewegt sein.