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Nationalfeiertag am 1. August: Rütlischwur und stolze Berner

Der Rütlischwur der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden gilt als Ursprung der Eidgenossenschaft und unseres Nationalfeiertages. Doch was hat das mit den Bernern zu tun?

von Esther Zangger
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Der Rütlischwur der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden gilt als Ursprung der Eidgenossenschaft und unseres Nationalfeiertages. Doch was hat das mit den Bernern zu tun?

Die drei Eidgenossen Walter Fürst von Uri, Werner Stauffacher von Schwyz und Arnold von Melchtal von Unterwalden gründeten der Legende nach 1291 mit dem Rütlischwur die Eidgenossenschaft. Beim Rütlischwur handelt es sich um einen Schweizer Nationalmythos, wie das Schweizer Parlament in seiner Broschüre ‘Das Parlamentsgebäude in Bern’ schreibt.

Ein Blick in die mögliche Entstehungsgeschichte unseres ‘1.August’:

Der Ursprung

Der Schweizer Nationalfeiertag, auch als ‘1. August’ und ‘Bundesfeier’ bekannt, wurde am 1. August 1891 erstmals gefeiert. Es besteht allem Anschein nach kein Zusammenhang mit dem Rütlischwur: Aegidius Tschudi (1505-1572), erster Schweizer Historiker, schrieb zwischen 1534 und 1536 die ‘Chronicon Helveticum’, die Schweizer Chronik. In dieser ist der Rütlischwur auf ‘Mittwoch vor Martini 1307’ datiert - also auf den 8. November 1307.

Demnach kann der Rütlischwur gemäss Aegidius Tschudi nicht der Ursprung des Schweizer Nationalfeiertages sein. Dieser bezieht sich auf den Bundesbrief, der auf ‘Anfang August 1291’ datiert ist und als ältestes Verfassungsdokument der Schweiz gilt. Doch erst 1891 setzte sich das Kalenderjahr 1291 gegen andere vorgeschlagene Gründungsjahre durch.

Die Berner Initiative

Die Idee, den Bundesbrief von 1291 als Gründungsjahr der Eidgenossenschaft und den 1. August als Bundesfeiertag festzulegen, entstand aufgrund einer Initiative der Stadt Bern: die stolzen Berner strebten danach, ein grosses Fest zu veranstalten. So planten sie, die Feierlichkeiten zu ihrem 700-jährigen Bestehen und die der 600-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft zu kombinieren.

Basierend auf einem Bericht des Departements des Innern wurden festliche Aktivitäten geplant, die schliesslich am 1. August 1891 stattfanden. Sie markierten den Beginn der Tradition des Schweizer Nationalfeiertags.

Der Rütlirapport von General Henri Guisan aus der Schweizer Militärgeschichte und die 650-Jahr-Feier der Schweizer Eidgenossenschaft während des Zweiten Weltkriegs verknüpften den Rütlischwur-Mythos zunehmend mit dem vom Bundesrat festgelegten 1. August als Nationalfeiertag.

Traditionen und Bräuche der Gegenwart

Am 1. August zelebrieren wir mit Festen, Ansprachen, Musik und der Nationalhymne unseren Nationalfeiertag. Höhenfeuer erinnern an die Vertreibung der fremden Vögte im 14. Jahrhundert. Kinder tragen rot-weisse Lampions und Häuser sind mit Schweizer-, Kantons- und Gemeindefahnen geschmückt.

An diesem Tag sind auch Schweizer-Minifahnen auf den '1.-August-Weggli' zu finden, die 1959 vom Schweizerischen Bäcker- und Konditorenmeisterverband erfunden wurden. Die Weggli sind fester Bestandteil der traditionellen 1.-August-Brunche, die viele Bauernhöfe seit mehr als 30 Jahren anbieten.

Der wohl bekannteste Brauch am 1. August ist das Abbrennen von Feuerwerk am Abend. Aufgrund von Dürreperioden und Waldbrandgefahr mussten jedoch in den letzten Jahren immer wieder Feuerverbote erlassen und Feuerwerke abgesagt werden. Einige Geschäfte haben inzwischen den Verkauf von Feuerwerkskörpern eingestellt und manche Städte, wie zum Beispiel Bern, verzichten ganz auf ein 1.-August-Feuerwerk.

Schlussgedanken

Unabhängig davon, ob nun der Nationalfeiertag auf ein konkretes historisches Ereignis zurückgeht oder symbolisch festgelegt wurde – er ist zweifellos ein wichtiger Tag für die Schweizer Bevölkerung. Der ‘1. August’ bietet Gelegenheit, die Bedeutung von Unabhängigkeit, Solidarität und Vielfalt unseres Landes wertzuschätzen und die Geschichte unseres Landes zu würdigen.

Zum Mitsingen – ‘Trittst im Morgenrot daher’

Das Lied wurde vom Zisterziensermönch Alberich Zwyssig (1808-1854) komponiert. Am 1. April 1981 erklärte der Bundesrat den Schweizerpsalm offiziell zur neuen Nationalhymne.

Erste Strophe
Trittst im Morgenrot daher,
Seh'ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet,
Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt
Eure fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.


Zweite Strophe
Kommst im Abendglühn daher,
Find'ich dich im Sternenheer,
Dich, du Menschenfreundlicher, Liebender!
In des Himmels lichten Räumen
Kann ich froh und selig träumen!
Denn die fromme Seele ahnt
Denn die fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Dritte Strophe
Ziehst im Nebelflor daher,
Such'ich dich im Wolkenmeer,
Dich, du Unergründlicher, Ewiger!
Aus dem grauen Luftgebilde
Tritt die Sonne klar und milde,
Und die fromme Seele ahnt
Und die fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.


Vierte Strophe
Fährst im wilden Sturm daher,
Bist du selbst uns Hort und Wehr,
Du, allmächtig Waltender, Rettender!
In Gewitternacht und Grauen
Lasst uns kindlich ihm vertrauen!
Ja, die fromme Seele ahnt,
Ja, die fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.


Quelle: Schweizerpsalm, www.admin.ch