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So veränderte das Virus mein Leben als Pfarrerin

Seit vergangenem November arbeite ich hier in Murten als reformierte Pfarrerin. Zwei Monate zuvor schloss ich in Bern meine entsprechende Ausbildung ab. Auch für uns als Kirchgemeinde bedeutete die Coronakrise einen grossen Einschnitt, den wir so noch nicht kannten. Doch sie bietet auch Chancen.

von Annina Martin
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Annina Martin arbeitet seit vergangenem November als Pfarrerin in der reformierten Kirchgemeinde Murten.

Seit vergangenem November arbeite ich hier in Murten als reformierte Pfarrerin. Zwei Monate zuvor schloss ich in Bern meine entsprechende Ausbildung ab. Auch für uns als Kirchgemeinde bedeutete die Coronakrise einen grossen Einschnitt, den wir so noch nicht kannten. Doch sie bietet auch Chancen.

Ich suche in meinem Beruf stark den Kontakt und die Begegnung mit Menschen. Doch nun konnten keine Besuche zu Hause mehr abgemacht werden; viele Anlässe – wie beispielsweise das Fastensuppen-Essen oder Bildungsabende zu Fragen unserer Zeit – fielen gänzlich aus. Ausserdem konnten wir keinen Unterricht mehr geben und keine Gottesdienste mehr feiern. Mit solchen Änderungen hatte ich so kurz nach dem Berufsbeginn nicht gerechnet.

Schon bald nach dem Eintreten des «Lockdowns» merkten wir aber, dass wir in dieser neuen Situation – mit allen Sorgen und Schwierigkeiten, die sie mit sich bringt – auch eine Chance sehen können, mit den Menschen anderweitig verbunden zu bleiben. Einer dieser Wege war für uns, Gottesdienste und Impulse filmen zu lassen. Dabei wurden wir inspiriert von Aufnahmen, die in anderen Kirchgemeinden gemacht wurden. Viele Gemeinden entschieden sich auch für Livestream-Gottesdienste – die dann ausgestrahlt wurden, wann der Gottesdienst in der Kirche wirklich stattgefunden hätte. Wir entschieden uns dazu, sechs Impulse in der Deutschen und der Französischen Kirche aufnehmen zu lassen – und über Youtube und unsere Website zugänglich zu machen.

Zwei davon durfte ich gestalten. Bereits während der Vorbereitung merkte ich, dass ich anders an sie herangehe als an Gottesdiente, die die Menschen persönlich besuchen: Letztere sind eine Art Momentaufnahme. Während ihnen ist es wichtig, sich so auszudrücken, dass man als Zuhörer möglichst mitkommt – und das Gesagte möglichst gut unmittelbar aufnehmen kann. Bei den Videoaufnahmen ist es so, dass die einzelnen Momente bleibend festgehalten werden. Dies hat den grossen Vorteil, dass zurückgespult werden kann, wenn etwas noch unverstanden blieb, oder gewisse Sequenzen können auch ausgelassen werden. War ich aber bei gewissen Passagen nervös, oder wenn ich später etwas lieber ganz anders gesagt hätte, blieb dies nun so bestehen, wie es damals gerade war. Während alle von uns den persönlichen Kontakt mit den Menschen – auch gerade an den Sonntagen – vermissen, bieten die Videoaufnahmen aber auch noch weitere Vorteile: Beispielsweise können sie dann und dort angesehen werden, wenn es gerade passend ist. Man ist weder an eine gewisse Zeit noch an einen Ort gebunden.

Realisieren konnten wir die Videogottesdienste durch die professionelle Unterstützung von Adrian Scherzinger von der Firma «Edprojects». Uns war es ein Anliegen, jemanden aus der Region einzubeziehen, dem wir so während der Coronazeit ein Engagement ermöglichen konnten. Während der vergangenen acht Jahren drehte er bereits verschiedene Videos und Clips für Menschen mit unterschiedlicher spiritueller und religiöser Ausrichtung.
Für ihn selbst war und ist es spannend, die unterschiedlichen Weisen zu erleben, wie die PfarrerInnen oder Coaches sprechen; zu erfahren, was sie weitergeben möchten.

Etwas, was ihm während unserer Aufnahmen in Murten am besten gefallen hat, war die klassische Musik: «Ich habe es extrem genossen, diese Harmonien in mir aufzunehmen», sagt Adrian Scherzinger im Nachhinein. Während mein erster Gottesdienst gänzlich in der Deutschen Kirche aufgenommen wurde, wurden beim zweiten auch Aussenaufnahmen integriert.

Ich blicke selbst mit Freude auf die Zusammenarbeit zurück – und kann mir eine Fortsetzung der Videoimpulse auch nach der jetzigen Zeit gut vorstellen.

Den Videogottesdienst zur Auffahrt sehen Sie im folgenden Video: