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Land und Leute /Kolumne
Karin Ledermann

IdealistInnen - Die Kraft der Sprache

HandwerkerInnen, VerkäuferInnen, MacherInnen - IdealistInnen. Männer und Frauen, die ihre Träume leben und ihre Leidenschaften ausleben. Möchten Sie ein paar von ihnen kennenlernen?

HandwerkerInnen, VerkäuferInnen, MacherInnen - IdealistInnen. Männer und Frauen, die ihre Träume leben und ihre Leidenschaften ausleben. Möchten Sie ein paar von ihnen kennenlernen?

Heute stelle ich Ihnen ... mich vor. Sie kennen mich bereits? Ja, als Regionautin. Aber daneben bin ich Berufsfrau, Mutter, Ehefrau, Grossmutter und Schriftstellerin.

Schreiben ist meine Leidenschaft, vielleicht sogar der wahre Grund für mein Erdendasein. Als Achtjährige begann ich auf einer Schreibmaschine meinen ersten Roman zu tippen, er wurde nie beendet. Mit vierzehn veröffentlichte ich Kurzgeschichten in Tages- und Jugendzeitschriften und Jahre (nein, Jahrzehnte) später erschien bei der edition8 mein erstes Buch 'Die Hintergründigkeit des vordergründig Banalen'. Mit Hingabe begleite ich Schreibprojekte, verfasse auf Bestellung Briefe, Geschichten oder redigiere Texte.
 
Vor einem knappen Jahr trat Soraja in mein Leben. Uneingeladen. Ich arbeitete seit längeren an einem Roman und konnte Soraja nicht gebrauchen. Nicht in diesem Moment. Aber sie scherte sich nicht darum, sie war da, in meinem Kopf, in meinen Gedanken, sie drängte mir ihre Geschichte auf, ich hatte keine Wahl, ich musste sie schreiben. Ich kann nicht erklären, woher eine (Roman-)Figur kommt, warum sie mir und nicht Ihnen auf die Schulter klopft und sich bemerkbar macht. Ich weiss nur, dass sie, in diesem Fall Soraja, für mich so real ist, wie beispielsweise der Postbote. Und so, wie ich keinen Einfluss auf das Leben meines Postboten habe (vermute ich zumindest), kann ich die Geschichte einer Romanfigur nicht beliebig beeinflussen, denn sie diktiert mir ihre Geschichte, genau so, als erzählten Sie mir die Ihre.

Ich hielt Sorajas Erlebnisse fest. Schwarz auf weiss, zwischen zwei Buchdeckeln: Vielleicht später, ein Roman, den das Leben schrieb.

Ich glaube, dass selbst heute, oder gerade heute, Bücher unsere schnelllebige und zunehmend virtuelle Welt bereichern. Sie schenken Wahrheiten und Erkenntnisse, lassen uns innehalten, regen an zum Nachdenken und Träumen. Beim Lesen gibt es – mehr als beim Fernsehen oder Film schauen – Raum für eigene Bilder, eigene Gedanken und eigene Realitäten. Der Leser kann sich Szenen bunter oder blasser vorstellen, selber in den Vordergrund stellen, was ihn berührt und bewegt.
 
Ich bin glücklich, vertraut mir zuweilen irgendwo und irgendwann ein Wesen aus einer anderen Welt seine Abenteuer an, auf dass sie zu Papier gebracht und in die Welt getragen, gelesen und weitererzählt werden. Meine Leidenschaft ist das Wort. Ich bin eine Schreibende, ich glaube an die Kraft der Sprache – ich bin eine Idealistin.

Hier gehts zum letzten Beitrag dieser Kolumne: Durch Zwahlens Linse erleben wir Natur hautnah