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Füdlibürger von Murten: Wer steckt hinter der Murtner Tradition?

Der Füdlibürger und seine Verbrennung auf dem Kanonenmätteli hat eine lange Tradition in Murten. Zum 75jährigem Jubiläum der Fastnachtsgesellschaft Murten sind wir dem Phänomen "Füdlibürger" auf den Grund gegangen und haben Interessantes herausgefunden.

von Torsten Raith
am
Ein Teil der Fübüs: Diese Mannen und Frauen stecken hinter dem Füdlibürger

Der Füdlibürger und seine Verbrennung auf dem Kanonenmätteli hat eine lange Tradition in Murten. Zum 75jährigem Jubiläum der Fastnachtsgesellschaft Murten sind wir dem Phänomen "Füdlibürger" auf den Grund gegangen und haben Interessantes herausgefunden.

Was an anderen Orten der unpersönliche Böögg ist, der am Ende des fastnächtlichen Treibens in Flammen aufgeht, ist seit 1965 in Murten eine konkret personifizierte Gestalt. Es ist nicht genau überliefert, warum der Füdlibürger in Murten durchs Städtli gefahren, und am Montag zum Abschluss der Fastnacht verbrannt wird.

Was man weiss ist, dass die Geschichte des Füdlibürgers von Murten stark mit dem Namen Kurt Sigrist verknüpft ist.

Füdlibürgerverbrennung auf dem Kanonenmätteli

Vom Böögg zum Füdlibürger
Er hat 1958 den Füdlibürger (der bis 1964 noch Böögg hiess) nach Murten gebracht. Man könnte vermuten, dass er die Idee aus der Stadt Baden importiert haben könnte, da dort nachweislich seit 1930 der Füdlibürger am Umzug teilnimmt und später verbrannt wird. Anfangs wurde der Murtner Füdlibürger noch auf dem Viehmarkt verbrannt. Mittlerweile wird er auf dem Kanonenmätteli verbrannt. In den Anfangsjahren hat man den Füdlibürger noch ordentlich mit Böller gefüllt, so dass es beim Verbrennen ordentlich "getätscht" hat.

Seit 2005 kümmern sich die Fübüs um die Herstellung und Pflege des Füdlibürgers. Die Fübüs sind alles ehemalige Murtner Fastnächtler und auch ehemalige Prinzenpaare. Sie beginnen bereits im Sommer mit der Herstellung der Negativform für den Kopf. Diese Negativform und noch mehr Fastnachtsutensilien kann man noch bis 23.März im Museum Murten bestaunen. Ab Dezember treffen sich sie Fübüs dann um herauszufinden, wer der nächste Füdlibürger werden könnte. Entschieden wird dann nach dem Hilari im Januar.

Verurteilung des Füdlibürgers durch das Narrengericht

Geheimnis wird erst am Montag gelüftet
Seit dem die Fübüs sich um die ehrenvolle Aufgabe des Füdlibürgers kümmern, hat sich dieser weiterentwickelt. War er noch vor 2005 eine graue Puppe, ist er seit dem eine Figur, die dem menschlichen Füdlibürger sehr ähnlich sieht. Das hat auch einen Grund, denn der Füdlibürger wird nicht bekannt gegeben und auch nicht am Wagen angeschrieben. Man muss also raten, wer er ist. Dies können die Fastnächtler und Besucher am Vormittag des Fastnachtssonntags in der Allee vorm Städtli tun. Dort wird er das erste Mal der Bevölkerung präsentiert. Erst bei der Gerichtsverhandlung, vor der Verbrennung am Montagabend wird er erstmals namentlich genannt.

Regionale Prominenz
Der Füdlibürger kommt meist aus der Region Murten. Es gibt aber auch Ausnahmen, zum Beispiel in 2011 gab es wohl den prominentesten Füdlibürger, der nicht aus der Region Murten kommt, nämlich Sepp Blatter. Der prominenteste Bewohner Murtens, der Füdliburger wurde, ist Philippe Furrer.

Füdlibürger der letzten 10 Jahre:

  • 2024 Bruno Bandi
  • 2023 Marco Plaen
  • 2022 Philippe Furrer
  • 2021 Ausfall durch Corona
  • 2020 Ausfall durch Corona
  • 2019 Gilles Montani (wurde nicht verbrannt wegen eines Sturms)
  • 2018 Urs Kaltenrieder
  • 2017 Dädu
  • 2016 Manfred Schnydrig
  • 2015 Kurt Buchmann
Füdlibürger 2019 Gilles Montani
Füdlibürger 2023 Marco Plaen

Die Nominierung zum Murtner Füdlibürger ist eine grosse Ehre, die einem zu Teil wird. Das sehen leider nicht alle "realen" Füdlibürger so. Einmal in der Geschichte kam es vor, dass die Fübüs den Füdlibürger am Montag vor dem Verbrennen nochmal umstreichen und neu kleiden mussten, da sich der "reale" Füdlibürger am Sonntag in der Monstersitzung derart daneben benommen hatte, das dies nötig war.

An der Fastnacht von Murten nehmen jährlich über 400 Murtner Fastnächtler teil und tragen dazu bei, diese wunderbare Tradition aufrecht zu erhalten. Und das schon seit 75 Jahren. Der Umzug durchs Städtli startet am Sonntag um 15:03 Uhr. Der Füdlibürger wird am Montag um 19:45 Uhr am Schulhausbrunnen vor dem Berntor verurteilt für jeglichen Unsinn den er (noch) getrieben hat, und im Anschluss daran wird er auf dem Kanonenmätteli verbrannt.