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Der Elefant von Murten im KonzertTheaterBern

Am Samstag, 13. April – rund 153 Jahre nach seinem Tod durch eine Kanonenkugel – wurde er wieder lebendig: Der berühmte Elefant von Murten.

von Alexander Schroeter
am
Murten auf der grossen Bühne – die Ruhe vor dem Sturm.

Am Samstag, 13. April – rund 153 Jahre nach seinem Tod durch eine Kanonenkugel – wurde er wieder lebendig: Der berühmte Elefant von Murten.

Wie war es wohl damals, 1866, als plötzlich ein Weltzirkus in den beschaulichen Alltag einer mittelländischen Kleinstadt einbrach und dort seine Zelte aufschlug? In einer Zeit, als News noch von Herolden verbreitet wurden und Briefe Tage oder Wochen unterwegs waren? Da waren eine Seiltänzerin, eine Schlangendompteuse oder eben ein Elefant etwas Unerhörtes und stellte etwas in den Köpfen der Menschen an – wenn auch nicht bei allen. Das Aussergewöhnliche, Unbekannte und Überraschende der Zirkuswelt wird ebenso knapp skizziert wie der etwas eintönige, immer gleiche Alltag der Murtner Bevölkerung; im Wesentlichen reduziert auf eine Wirtin mit ihrem Mann, den Stadtpräsidenten mit seiner Frau und einen Metzger mit seinem Sohn.

Zwei Welten prallen aufeinander. Kann das gut gehen? Die Zirkusleute bringen im Stück von Uwe Lützen nicht nur Unterhaltung nach Murten. Auch der eine oder andere Lebenstipp lässt sich – gegen etwas Geld – bei den Artisten holen.

Die ganze Story ist um einen Jeremias Frey aufgebaut: Metzgergeselle im väterlichen Betrieb, der sich allerdings mehr zum Erfinden von Maschinen als zum Wursten und Filetieren hingezogen fühlt, sehr zum Missfallen seines Vaters.

Der Elefant von Murten – in Gold vor dem Stadttheater Bern – ein Blickfang.

Und mit dieser Ausgangslage erzählt der Autor eine Geschichte von Alltagsroutine und geheimen Wünschen, verwehrten Träumen und grossen Sehnsüchten, wie sie sicher in Murten im vorletzten Jahrhundert vorkamen – wie sie aber wohl auch heute an vielen Orten der Welt vorkommen. Wird es Jeremias Frey gelingen, seine Träume zu verwirklichen? – Das verrate ich hier natürlich nicht.
Wie es im Theaterstück mal heisst: Der Elefant von Murten ist höchstens eine Randnotiz der Geschichte. Aber aus dieser Randnotiz zaubert der Autor ein zeitloses Märchen mit viel Witz und einem Touch Surrealismus auf die Bühne. Allein schon der Auftritt des Elefanten… aber mehr verrate ich nicht.

Dass der Murtner Elefant nach 153 Jahren wieder lebendig wurde, ist natürlich nur die halbe Wahrheit, er wurde nach 153 Jahren auch wieder grausem hingerichtet – auch wenn der Kanonenschuss geradezu magisch inszeniert ist. 

Der Elefant von Murten wird bis Ende Juni noch neun Mal aufgeführt. Weitere Infos unter: konzerttheaterbern.ch