Trauma der Kindheit in Brasilien in Buchform gepresst
Renata Urzeda – Buchautorin und ganzheitliche Therapeutin - lebt seit rund 20 Jahren in Murten. Nach dem Krebstod ihres Bruders im 2015 hat sie ihre eigene traumatische Kindheit in Brasilien aufgearbeitet und nun darüber ein Buch geschrieben.
Renata Urzeda – Buchautorin und ganzheitliche Therapeutin - lebt seit rund 20 Jahren in Murten. Nach dem Krebstod ihres Bruders im 2015 hat sie ihre eigene traumatische Kindheit in Brasilien aufgearbeitet und nun darüber ein Buch geschrieben.
Zurzeit reist Renata Urzeda quer durch die Welt, um ihr erstes Buch «Minha Criança Transformacional» (auf Deutsch: Mein Transformationskind) zu promoten. Verschiedene Stationen führten sie unter anderem nach Lissabon, New York, ins Tessin und jetzt während einem Monat in ihre Geburtsstadt Goiânia im Herzen von Brasilien. Ein Wiedersehen mit ihren eigenen Dämonen der Kindheit?
Wir haben bei Renata Urzeda nachgefragt:
Wie ist es für dich, nach der Veröffentlichung des Buches, wieder zurück an deinen Geburtsort zu gehen?
Mit dem gerade erschienenen und vor kurzen ausgezeichneten Buch in meine Heimatstadt zurückzukehren, ist eine Ehre und eine grosse Freude für mich. Ich stamme aus einer Familie, in der die Matriarchinnen bereits viele Paradigmen gebrochen haben. So war meine Urgrossmutter Margarida die erste weibliche Bürgermeisterin des Bundesstaates Goiás.
Wird mit diesem Besuch ein Kreis geschlossen? Eine Versöhnung mit der Vergangenheit?
Der Kreislauf des Missbrauchs ist für mich bereits seit geraumer Zeit zu Ende, weil der Täter in der Zwischenzeit gestorben ist. Diejenigen, die davon wussten und nichts unternahmen, habe ich vergeben. Ich habe mich als Mensch weiterentwickelt und mit der Vergangenheit abgeschlossen.
An wen wendet sich das Buch?
Das Buch hat keine bestimmte Zielgruppe. Jeder, der sich dafür entscheidet etwas in seinem Leben zu überwinden, findet sich in den Zeilen wieder. Ich gehe davon aus, dass ein grosser Teil derjenigen, die es lesen, auch irgendeine Art von Missbrauch erlitten haben und sich daher damit identifizieren können.
Wird es noch weitere Bücher geben?
(Lacht) Ich arbeite bereits an meinem zweiten Buch als Autorin und darüber hinaus bin ich noch am Stoff sammeln für zwei weitere Bücher.
Ein abwechslungsreiches Leben
Renata Urzeda wurde in der Kleinstadt Goiânia, im Zentrum von Brasilien, geboren und lebt seit rund 20 Jahren in der Schweiz. Sie ist mit dem Murtner Antonio Da Silva verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne Luis Enrique und Marcos Antonio. Bevor sie in die Schweiz kam, hat sie in Brasilien Logopädie studiert.
Bis zum Jahr 2019 führte sie das typische Leben einer Einwanderin. Trotz einer guten Ausbildung im Ursprungsland arbeitete sie hier in der Schweiz in verschiedenen anderen Berufsfeldern, wie Nanny, in der Gastronomie, im Verkauf und in der Fabrikation. Seit 2014 arbeitet sie nun für den Kanton Freiburg als Sprachlehrerin und unterrichtet ihre Muttersprache und vermittelt in Kursen die Ursprünge der brasilianischen Kultur.
Wendepunkt in ihrem Leben
Im Jahr 2019 kam es dann zu einem Wendepunkt in ihrem Leben. Durch den plötzlichen Krebstod ihres Bruders im 2015 und die darauffolgende Trauerverarbeitung, begab sie sich in eine ganzheitliche Therapie. Teil dieser Trauerverabeitung bestand ebenfalls darin, sich mit ihrem eigenen Trauma und Blockaden auseinandersetzen. Im Anschluss daran liess sie sich selbst als ganzheitliche Therapeutin ausbilden.
Als Autorin international unterwegs
Heute arbeitet Renata Urzeda als Mentorin und ganzheitliche Therapeutin, hält Vorträge im In- und Ausland und seit Juni dieses Jahres ist sie nun auch noch Autorin. Sie ist offizielles Mitglied der Akademien AILB (Internationale Akademie für brasilianische Literatur) und ALALS (Portugiesisch-Schweizerische Akademie der Literatur und Künste).
Ihr Buch wurde auf der 93. Lissabonner Buchmesse vorgestellt; ausserdem in Freiburg, im Tessin und in Basel sowie in New York - wo es den Preis für das herausragendste Buch des Jahres von der Internationalen Akademie für Brasilianische Literatur gewann. Zurzeit ist sie auf Reisen, um das Buch in ihrer Heimatstadt Goiânia vorzustellen.
Autobiografie über ihre Missbrauchsgeschichte
Das Buch ist eine Autobiografie und handelt vom sexuellen Missbrauch - sowohl emotionaler als auch physischer und psychischer Natur -, den sie in ihrer Kindheit und Jugend erlitten hatte. Wie in vielen anderen Kulturen auch, wurden diese Missbräuche vom näheren Umfeld unterdrückt und deren Existenz geleugnet. Dies führte unmissverständlich zu verherrenden Traumata.
Renata Urzeda zeigt in ihrem Buch auf, dass durch ganzheitliche Therapien etwelcher Schmerz geheilt werden kann. Die Quintessenz des Buches zielt darauf hin, dass das einzig notwendige für eine Heilung, die Bereitschaft des Betroffenen, sich heilen zu lassen.
Das Buch ist zurzeit erst auf Portugiesisch (gebunden und als E-Book) erhältlich. Es ist vorgesehen das Buch, als E-Book ins Englische und Französische zu übersetzen.