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Spannende Führung durch das «Architekturmuseum» Löwenberg

von Marianne Oppliger
am

Am 19.März 2023 führte der Architekturhistoriker und Städtebauer Christoph Schläppi aus Bern durch das Schloss Löwenberg und das vom Solothurner Architekten Fritz Haller erbaute SBB Ausbildungszentrum, welches mittlerweile denkmalgeschützt ist.
Nachdem die SBB vor mehr als 10 Jahren mit dem Jubiläums Wakker Preis ausgezeichnet wurde, hat Schläppi auf Anfrage hin einen umfangreichen Führer über das ganze SBB Zentrum erarbeitet. Nun teilte Schläppi seinen reichen Wissensschatz über die Geschichte des Schlosses und der Umgebung mit einer kleiner Gruppe Interessierter. Er erzählte interessante Aspekte aus architektonischer und geschichtlicher Sicht.
Das Manoir, Lateinisch manere heisst verbleiben, der Herrensitz-ist ein kleines Schloss auf dem Land. Das Manoir wurde im 16.Jahrhundert erbaut und seither von verschiedenen Gutsbesitzern dem jeweiligen Architekturstil entsprechend angepasst. Die markanten Stilelemente des Manoirs zeigen die Fassade im Gotischen Stil, der angebaute Eckturm entstand in der Barocken Zeit und die Orangerie (Wintergarten) aus der Belle Époque. Christoph Schläppi führte die Gruppe durch viele Innen- und Aussenräume des Schlosses und erzählte, ausgerüstet mit seinem grossen historischen und architektonischen Wissen, in spannender Art und Weise zahlreiche Geschichten vom Löwenberg.

Die am Eingang angebrachte Zeittafel von M. F. Rubli aus Murten zeigt die geschichtlichen Eckdaten des Schlosses:

Löwenberg von einst bis heute (Quelle: M. F. Rubli)

1267 Erste Erwähnung im Zusammenhang mit einem besuch Rudolfs von Habsburg (1218-1291), des späteren römisch-deutschen Königs
Anfang 16 Jh.: Erster urkundlich gesicherter Besitzer, Junker Sebastian von Diesbach (1481-1537), Schultheiss von Bern. Allmähliche Entwicklung zum landwirtschaftlichen Grossgrundbesitz mit Mühlen und Weinschenke, unter verschiedenen Patrizierfamilien:
1540-1545 Ougspurger von Bern
1545-60  Rosselet von Neuenburg
1660-64  May von Bern (Bau des Lusttürmchens an der SW-Ecke des Schlosses)
1664-79 von Mülinen von Bern (Umgestaltung des Südtracks zum heutigen äusseren Aussehen und Anbau des Nordtraktes)
1679-1790 May von Bern (Hochblüte und Niedergang)
1790 Verkauf an den französischen Emigranten René Mans Froulay, Graf von Tessé
1794 Erwerb des Gutes durch Denis I.de Rougemont (1759-1839) von Neuenburg, Bankier und Handelsmann in Paris 
Besuch von General Bonaparte, dem späteren Kaiser Napoleon I., auf seiner Rückkehr vom Italienfeldzug nach Paris. In der Folge neue Geschäftstätigkeit de Rougemonts und seiner Nachkommen in Frankreich, neue Entwicklungsphase für Löwenberg
1826-40 Bau einer neuen Scheune, des Gärtnerhauses, der Turmmühle und der Trotte
1840-41 Umbau des Schlosses mit neuer, doppelläufiger Freitreppe und Galerie durch Architekt Daniel Osterrieht, Bern
1888 Weitgehende innere Umgestaltung, neues Treppenhaus, Anbau des Wintergartens
1926 Bau des Gartenhauses vor dem Schloss
1973 Kauf der Liegenschaft durch die SBB
1974-76 Gesamtschweizerischer Architekturwettbewerb für das Ausbildungszentrum der SBB mit 186 Teilnehmern
6.7.1978 Genehmigung des ausgewählten und weiterbearbeiteten Projektes der Architekten Haller, Barth und Zaugg und Kreditbewilligung durch den Verwaltungsrat der SBB
1.10.1980 Erster Spatenstich durch den Präsidenten des Verwaltungsrates, den Neuenburger Carlos Grosjean
8.6.1983 Festliche Eröffnung des Ausbildungszentrums Löwenberg.

Mittlerweile ist das ganze Zentrum verkauft worden an NOVA Invest AG, Mieterin ist die SBB.

Die Führung durch das Schloss war sehr reich an Informationen und die vielen Veränderungen, Umgestaltungen, An- und Umbauten des wunderschönen Sitzes durch die verschiedenen Epochen entführte anschaulich in frühere Zeiten.
Zur Krönung des lehrreichen Nachmittags wurde ein Apero serviert und die eine oder andere Frage konnte bei dieser Gelegenheit noch beantwortet werden.

Freuen Sie sich auf einen zweiten Artikel über das SBB Ausbildungszentrum zu den Bauten vom Solothurner Architekten Fritz Haller.