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Kultur /Kolumne
Alexander Schroeter

Winterzeit - Zeit der Feste: Mariens unbefleckte Empfängnis

Warum sind die Berner Lauben am 8. Dezember zum Bersten voll, und man hört v. a. die Dialekte des Oberwallis und des Sensebezirks? – Wegen eines Festes, das eigentlich gar nicht in die Zeit vor Weihnachten passt.

Warum sind die Berner Lauben am 8. Dezember zum Bersten voll, und man hört v. a. die Dialekte des Oberwallis und des Sensebezirks? – Wegen eines Festes, das eigentlich gar nicht in die Zeit vor Weihnachten passt.

Im Zentrum des heutigen Festtages steht Maria, die Mutter Jesu, und gedacht wird der Tatsache, dass ihre Mutter, Anna, mit ihr schwanger wurde. – Warum ist ein so natürliches Ereignis manchen katholischen Regionen heute noch ein Feiertag wert? Nun, das kam so:

Nach der Vorstellung eines spätantikenTheologen, Augustinus, erben alle Menschen automatisch einen Anteil an der Ursünde von Adam und Eva, die ja dazu führte, dass die Menschen aus dem Paradies vertrieben wurden. Oder anders gesagt: Wir alle tragen an dieser Schuld mit. Augustinus glaubte gar, den genauen Moment dieser Schuldübertragung geortet zu haben: Das Lustempfinden bei der Zeugung eines Kindes sei just der Moment, bei dem ein kleiner Anteil an dieser grossen Schuld auf den noch ungeborenen neuen Menschen überspringt.

Der Rest ist nun quasi theologische Mathematik in drei Schritten: Jesus hat die Menschen von dieser Ursünde befreit. Das war nur möglich, weil er selbst an dieser Ursünde keinen Anteil hatte, da er ja, wie der Evangelist Lukas berichtet, nicht durch einen menschlichen Akt, also ‘lustfrei’ gezeugt wurde. – Das mochte zunächst als Erklärung ausreichen. Aber irgendwann kam die Frage auf, weshalb wohl gerade Maria würdig genug war, Jesus auf göttlich Art zu Empfangen. Die Erklärung drängte sich auf, dass das nur möglich war, weil Maria selber schon sündenfrei – eben ‘unbefleckt’ empfangen wurde.

Diese ‘theologische Spekulation’ wird seit dem Mittelalter am 8. Dezember gefeiert. Doch was man jetzt Jahr für Jahr in Bern feststellen kann: Heute denkt wohl an diesem Tag kaum einer mehr an Maria, sondern – die Gschänkli-Todo-Liste vor Augen – leicht gestresst daran, dass in etwas mehr als zwei Wochen bereits Weihnachten ist.

Hier gehts zur Einführung der Artikelserie: Winterzeit – Zeit der Feste: Mal gruslig, mal lichterfüllt