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Kultur /Kolumne
Alexander Schroeter

Winterzeit - Zeit der Feste: «Samichlaus, du liebe Maa…»

Um kaum ein anderes Heiligenfest haben sich so viel Bräuche angesiedelt wie um den 6. Dezember. «Die sogenannten Klausbräuche konzentrieren sich auf den Vorabend des Nikolausentags, beginnen aber im Glarnerland bereits Ende November und enden im Appenzeller Hinterland anfangs Januar», so myswitzerland.com.

Um kaum ein anderes Heiligenfest haben sich so viel Bräuche angesiedelt wie um den 6. Dezember. «Die sogenannten Klausbräuche konzentrieren sich auf den Vorabend des Nikolausentags, beginnen aber im Glarnerland bereits Ende November und enden im Appenzeller Hinterland anfangs Januar», so myswitzerland.com.

Der Tag des St. Nikolaus von Myra, des Samichlaus, ist vor allem zu einem Fest für die Kinder geworden. In manchen Gegenden lernen Kinder für diesen Tag spezielle Samichlaus-Sprüche auswendig, die sie dann dem als Bischof verkleideten Samichlaus und seinem Knecht aufsagen und dafür mit Lebkuchen und Mandarinen belohnt werden. Die Beschenkung, die eng mit verschiedenen Legenden des wohltätigen Nikolaus zusammenhängen, wurde dann ab der Reformation auf den Weihnachtstag verschoben. – Anlässlich des Besuchs des Samichlaus fand im Familienkreis oft auch eine Art ‘Gerichtsverhandlung’ statt, in der der Samichlaus auf das vergangene Jahr zurückblickt und aus dem Grossen Buch gute und böse Taten des Kindes vorliest.

Der furchteinflössende Knecht des hl. Nikolaus – Schmutzli, Knecht Ruprecht, Krampus usw. – symbolisiert das durch den Heiligen gebändigte Böse, das ihm nun gar dient. Religionsgeschichtlich könnte sich darin der Kampf des Nikolaus gegen heidnisch-römische Feste wie die Saturnalien oder die Panverehrung widerspiegeln.

An der historischen Gestalt des Bischofs von Myra zweifelt zwar niemand, allerdings wird auch vermutet, dass mindestens zwei weitere Zeitgenossen gleichen Namens die beispiellos vielfältige Legendenbildung um Nikolaus befruchtet haben. Später mischte sich aus der russischen Tradition noch eine Prise ‘Väterchen Frost’ dazu und aus dem Nikolaus wurde der Rentierschlitten fliegende Weihnachtsmann, Santa Claus … und das winterliche Werbe-Maskottchen von Coca-Cola.

Ein Superstar seit der der frühen Christenheit: Der hl. Nikolaus. – Hier das Nikolausfest in Freiburg i. Üe. (© charlieandgrr.com)

Ein grosses Fest ist der Nikolaustag in Freiburg: Der Heilige hält einen grossen Einzug in die Stadt. Unter dem Bischofskleid steckt ein Gymnasiast aus dem Collège St-Michel. Nach einem Umzug durch die Altstadt hält er bei der dem hl. Nikolaus geweihten Kathedrale eine, jedes Jahr mit Spannung erwartete Ansprache. In diesem Brauch hat sich die seit dem 13. Jh. bekannte Tradition aus den Klosterschulen bewahrt: Ein Scholar wurde für diesen einen Tag zum Abt oder Bischof gewählt. Er durfte nun auch den Professoren gegenüber Beschwerden vorbringen und sie durch seinen Knecht bestrafen lassen. Da dieser Brauch allmählich zu Übertreibungen und Ausschreitungen führte, wurde er in der Zeit der Reformation verboten und lebt nur noch in den erwähnten Samichlaus-Besuchen in den Familien weiter.

Das nächste Fest folgt bereits in zwei Tagen, ist aber nicht ein ‘normales’ Heiligenfest: Es wird weder eine Geburt gefeiert noch eines Todes gedacht. Es geht um eine Empfängnis oder, wie wir heute sagen würden: um eine Zeugung.

Hier gehts zur Einführung der Artikelserie: Winterzeit – Zeit der Feste: Mal gruslig, mal lichterfüllt