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«Die Niere» - Ein Blick hinter den Vorhang des Kellertheaters (Teil 3)

von Karin Ledermann
am
(Foto: Roger Blumner)

Die Bühne präsentierte sich im neuen Kleid. Die improvisierte Einrichtung hat 'richtigen' Möbeln Platz gemacht und der Haustechniker des KiB und des Kellertheaters Murten, Theo Nussbaumer, ist dabei, die Beleuchtung zu installieren. Der Elektroingenieur kennt sein Metier und als Musiker (Mitglied der Band "SpäckTrum") hat er selber Bühnenerfahrung, sicher ein gutes Gehör und ein 'Gschpüri' für das Mischen der Musik.
 
Es gibt an dieser letzten Montagabend-Probe 2021 viel zu besprechen und zu klären. Für die Schauspieler*innen gilt es, sich mit und im neuen Bühnenbild vertraut zu machen, und das hört weder am Bühnenrand noch hinter dem Vorhang auf. Denn welche Dimensionen sollen dort für den Zuschauer vorstellbar sein? Die Requisiten sind – wie alles andere – wichtig und nichts bleibt dem Zufall überlassen. Wer braucht was zu welchem Zeitpunkt? Wo steht das Requisit bereit, muss es anders platziert werden, damit ein Gang über die Bühne möglich oder vermieden wird? Was uns am Ende so leicht und geschmeidig entgegenkommt, ist wie ein Puzzle mit 1'000 Teilen (oder 5'000). Jeder Schritt, ja, jeder Blick zählt und gleichwohl sollen die Schauspieler*innen einen Handlungsspielraum behalten, damit das Spiel lebendig bleibt.

Nach einer kurzen Textprobe in der Garderobe steht die Beleuchtung und der Schauplatz wird auf die Bühne verlegt. Es ist herausfordernd, nach einem vollgepackten Tag abends in eine andere Person zu schlüpfen, so einfach lässt sich der Alltag nicht abstreifen. Um sich in der Rolle und als Team zu finden, ist deshalb in Zukunft ein kurzes Einstimmen mit Entspannungs- oder Pilates-Übungen geplant.

Marion Rothhaar verfolgt jede Bewegung, jedes Wort auf der Bühne aufmerksam. Sie strahlt eine unglaubliche Energie aus, macht Notizen, gibt Anregungen und ist offen für die Ideen anderer, sie lobt und wirbelt immer wieder auf die Bühne, um ihre Eindrücke zu veranschaulichen.

Nach der Pause ist Modeschau, die Meinung von Marcelle Egli, Zuständige Kostüme, ist gefragt. Passen die Schuhe zur Hose, ist das Kleid zu kurz, entspricht das Outfit dem Anlass, 'beisst' sich die Farbwahl, hat ein*e Schauspieler*in vorgesehen, sich einen neuen Haarschnitt oder gar eine neue Haarfarbe zuzulegen? Flink und mit viel Erfahrung steckt Marcelle Egli das zu weite Kleid ab, mustert fachkundig das zu enge Hemd, gibt Tipps und macht sieben Dinge zur gleichen Zeit.
 
Es herrscht an diesem Abend recht viel Betrieb im Zuschauerraum: Greti Hamoz, Produktionsleitung, Marcelle Egli und der Haustechniker (plus meine Person) bringen halt einfach Unruhe mit sich, was sich gegen Ende des Abends auswirkt. Die Dialoge werden etwas weniger gewandt, hier und da schleicht sich ein Versprecher ein. Was mich aber immer aufs Neue fasziniert ist, wie die Darsteller*innen bei der Wiederholung einer Sequenz rasch in die exakte Dialogzeile und Stimmung hineinfinden. Dazu braucht es hundertprozentige Aufmerksamkeit und sehr viel Disziplin.
 
Gearbeitet wurde vorwiegend am letzten Akt des Stücks und endlich weiss ich, wie es ausgeht. Eines ist gewiss: "Die Niere" ist einen Besuch wert! Es ist ein unterhaltsames und spannendes Stück, mit überraschenden, total unvorhersehbaren Wendungen und es wird in Beziehungen, im Freundes- und Familienkreis sicher angeregte Diskussionen auslösen!