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«Die Niere» - Ein Blick hinter den Vorhang des Kellertheaters (Teil 2)

von Karin Ledermann
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Die Premiere des Stücks "Die Niere" hätte ursprünglich im Januar 2021 stattfinden sollen, musste jedoch auf 2022 verschoben werden. Ich fragte die vier Schauspieler*innen Andrea Stucki, Marlies Schneeberger, Hannes Wittwer und Thom Brändli, wie sie mit der Absage umgegangen sind und wie sich ihre Rolle ein Jahr später präsentiert.

Wie hast du die Absage der Aufführung 2021 erlebt?

Die damalige Situation vermittelte ein Gefühl der Fassungslosigkeit und trotz allem wurde bis zuletzt gehofft. Thom Brändli berichtet, er habe im September 2020 auf einer Bühne gestanden, die Bestuhlung habe mit Abständen von mehr als 1.5m an einen Emmentaler-Käse erinnert und Andrea Stucki erinnert sich an Proben mit Plexiglas-Maske. So stellt man sich Theater nicht vor! Obwohl alle mit der Absage gerechnet hatten, war es gleichwohl eine herbe Enttäuschung.

Was war bei der Wiederaufnahme der Proben noch präsent?

Bei Hannes Wittwer war der Text in einer 'Hirnschublade' verstaut und eingestaubt von aktuellen Erlebnissen, liess sich aber leicht wieder aktualisieren. Marlies Schneeberger musste sich, obwohl noch recht textsicher, an das Gefühl für Luzia neu herantasten. Doch die Schauspieler*innen fanden sich alle rasch wieder in ihre Rollen hinein.

Wie hat sich deine Einstellung zum Stück und/oder einzelner Charaktere verändert?

Obwohl Themen wie Krankheit, Unversehrtheit des Körpers und die Organspende aktueller (und heikler) als je sind, hat sich die Haltung der Schauspieler*innen zum Stück oder den Charakteren nicht geändert. Alle arbeiten intensiv an ihrer Figur, erwecken sie zum Leben, wachsen in sie hinein und entdecken immer wieder neue Facetten an ihr. Wie Thom Brändli sehr schön sagt, hat das Finden der Identität im letzten Jahr begonnen und wird wohl erst an der Premiere abgeschlossen sein, wenn überhaupt...

(Und ist es nicht genau das, was Theater für uns Zuschauer*innen so spannend und jede Aufführung einzigartig macht?)

Fühlt sich die Rolle noch gleich an wie vor einem Jahr?

Die vier Bühnendarsteller*innen sind sich einig. Die Rollen sind dieselben geblieben und alle freuen sich, ihren Charakter weiter zu entwickeln, ihn authentisch zu gestalten, ihn zu leben.

Machst du dir Gedanken darüber, ob das Stück es diese Saison auf die Bühne schafft?

Natürlich machen sie sich Gedanken, selbst wenn sie nichts nützen. Andrea Stucki meint, sie lasse sie möglichst nicht zu, weil sie die Motivation und das Schaffen störten und Thom Brändli ist überzeugt, selbst wenn es wieder eine Absage gebe, sei die Zeit des Probens gleichwohl keine verlorene Zeit.

Was ist deine Motivation, als Schauspieler*in auf der Bühne zu stehen und wann hattest du deinen ersten Bühnenauftritt?

Hannes Wittwer bringt es auf den Punkt: "Die Motivation ist, Menschen zu unterhalten, sie zum Nachdenken, Weinen, Staunen und Lachen verführen; einem Charakter Leben einzuhauchen, die Atmosphäre hinter und auf der Bühne, das Zusammenspiel im Ensemble." Sie alle haben den Wunsch, in verschiedene Charaktere zu schlüpfen, Neues zu versuchen und zu wagen, den Alltag aussen vor zu lassen.

Die Karrieren begannen zu verschiedenen Zeitpunkten ihres Lebens. Die einen hatten den ersten Auftritt in einer Kindergartenaufführung als Zwerg oder Prinzessin, andere entdeckten ihre Leidenschaft erst, als sie ein paar Jahre älter waren.

Egal, wann und wo ihr Bühnen-Weg begann, heute stehen sie auf auf den Brettern, die einem Schauspieler die Welt bedeuten und ich hoffe bereits heute auf eine miserable Generalprobe, denn laut Theater-Knigge verspricht das Glück für die Premiere!