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Kultur /Kolumne
Marianne Oppliger

In Zeiten wie diesen – Inspiriert durch unsere Kindheit

In Zeiten wie diesen stelle ich mir oft die Frage, was wir denn früher als Kind unternommen haben. Damals, als es viele sehr ruhige Wochenenden ohne viel äussere Ablenkung gegeben hatte. Es gab einerseits viel weniger Unterhaltungsangebote wie Kinobesuche, Freizeitparks mit Hüpfburgen in allen Variationen, andererseits fehlte häufig das nötige Geld für kostspielige Ausflüge. Wir waren zufrieden mit dem, was wir hatten und kannten ja nichts anderes. Wenn es dann trotzdem einmal langweilig war, musste man die Langeweile zuerst einmal aushalten und meistens entstand gerade aus solch leeren Momenten Neues, Kreatives, Unerwartetes. Nun sind wir gefordert, unsere Gewohnheiten und Möglichkeiten zurückzustellen, um Neues in unser Leben zu lassen, vielleicht auch ein Zurück zum einfacheren Leben, das uns womöglich mehr erfüllt und beglückt.
 
Ich habe einige Bewohner gefragt, an welche Aktivitäten aus ihrer Kindheit sie sich erinnern. Vielleicht vermittelt Ihnen die eine oder andere Idee neue Impulse?

Rita Jufer aus Courgevaux:
Die Jahre meiner Kindheit waren noch sehr geregelt und einfach. Da wir im Städtchen wohnten, spielten wir auf der Strasse. Die Kirchgasse, der Pfistern- und der Törliplatz waren unsere Spielplätze. Langweilig wurde es uns nie. Später kam als weiterer Spielplatz auch die Ringmauer dazu, damals noch ohne Sicherheitsgitter! Ins Strandbad zu gehen, war eine Ausnahme, weil der Eintritt kostete. Zum Badeplausch fuhren wir auf den Campingplatz nach Avenches und blieben dort den ganzen Tag. Im Winter hatten wir die Meylandstrasse und das Prehl zum Schlitteln und den Pra Pury-Weiher zum Schlittschuhlaufen. Damals gab es noch Winter mit viel Schnee und Eis, einfach unvergesslich schöne Erinnerungen. Wir waren mit wenig zufrieden und glücklich. Ich möchte diese Zeit nicht missen und denke oft zurück, wenn ich im Stedtli einkaufe und bekannte Gesichter von früher antreffe. Die Zeit vergeht, aber die Erinnerungen bleiben.
 
Christine aus Murten:
Für mich war es immer besonders schön, mit meiner Mutter und meinen Geschwistern am See zu spazieren und die Enten zu füttern. Oft waren wir Richtung Wald unterwegs mit gefüllten Rucksäcken, vor allem die Cervelats durften nicht fehlen. Holz zusammenzutragen, anzufeuern und auf einem Stecken aufgespiesste Würstchen über dem Feuer zu bräteln, war das Höchste aller Gefühle.
 
Aus meiner eigenen Kindheit:
Aus leeren Schuhschachteln Inneneinrichtungen gestalten mit Karton, Papier, Stoffresten etc. war für mich immer eine wunderbare Freizeitbeschäftigung. Stundenlang konnte ich kleine Tische, Stühle und Bettchen mit Stoffdecken basteln. Auch ausgeschnittene Fenster mit Fensterläden und Vorhängen an Zahnstochern aufgehängt und selbstgemalte Bilder mit Rahmen zum Aufhängen durften nicht fehlen. Die kleine Innenwelt entführte mich in andere Dimensionen – einfach wunderbar! Einen Sonntagnachmittag mit der ganzen Familie auf dem Sofa bei einem guten Film zu verbringen, hat mir ebenfalls immer das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Geborgenheit vermittelt. Um vier Uhr war Tea Time und mein Vater schickte eines der Kinder zum Monnier, um einen Hefekranz zu besorgen: Das war ein wunderbares Familienleben!