Go back

Der Direktor im Interview – So meistert das Museum Murten die Krise

Seit dem 3. November sind die Museen im Kanton geschlossen. Für Kulturschaffende war das ein erneuter Schock nach der schweren Zeit im Frühling. Wir haben deshalb den Direktor des Museums Murten, Denis Decrausaz, gefragt, wie er mit der Situation umgeht und wo er Chancen sieht.

von Joel Rathgeb
am
Denis Decrausaz leitet das Museum Murten seit Dezember 2019.

Seit dem 3. November sind die Museen im Kanton geschlossen. Für Kulturschaffende war das ein erneuter Schock nach der schweren Zeit im Frühling. Wir haben deshalb den Direktor des Museums Murten, Denis Decrausaz, gefragt, wie er mit der Situation umgeht und wo er Chancen sieht.

Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?

Relativ gut, wenn man bedenkt, wie ernst die Lage ist, und welche Auswirkungen sie auf die Wirtschaft hat. Die Situation der Kulturakteure ist ganz unterschiedlich. Natürlich habe ich grosses Mitgefühl für Kulturschaffende, die unter der Absage von Veranstaltungen aller Art leiden. Dem Museum geht es dank der Grössenordnung und unseren Mitteln beim derzeitigen Stand der Dinge recht gut.

Mauro Leuenberger ist auch mit Maske zufrieden und bedient die Kunden am Empfang.

Was sind die Schwierigkeiten?

Zuerst denke ich an Romano Riedo, dessen Wechselausstellung geschlossen ist. Wir wissen nicht, wann und wie diese wieder zu sehen sein wird. Es ist nicht leicht, da sehr viel Arbeit in diese Ausstellung investiert wurde. Die Konzeption, der Aufbau, und natürlich nicht zu vergessen die jahrzehntelange Arbeit des Fotografen.
 
Was die anderen Schwierigkeiten angeht, so betreffen sie im Allgemeinen die Finanzierung und die Programmplanung. Für finanzielle Angelegenheiten führen wir regelmässig Gespräche mit den Behörden, um Entschädigungen für unser Empfangsteam zu erhalten. Das ist nicht einfach, denn diese Mitarbeiter haben befristete Verträge. Aber wir kommen mit den Verhandlungen gut voran. Schwierig - wenn nicht gar unmöglich - ist es, ein Veranstaltungsprogramm im herkömmlichen Sinne des Wortes zu erstellen. Es ist notwendig, flexibel zu bleiben und sich ständig den Massnahmen von Bund und Kanton anzupassen.

Welche Chancen bieten sich? Wie nutzen Sie die freigewordene Zeit?

Die Lage ist wirklich unsicher. Trotzdem ist es möglich, diese schwierige Zeit mittel- und langfristig in eine produktive Periode umzuwandeln. Wir blicken auf die Projekte des nächsten Jahres und entwickeln neue Ausstellungsideen. Diese Zeit bringt uns auch zum Bewusstsein, dass das Museum nicht nur ein Ort ist, um Veranstaltungen zu organisieren. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Sammlung zu verwalten und ihr Potenzial zu entwickeln. Mit anderen Worten: Es ist ein Ort, wo wir das Kulturerbe von Murten aufbewahren. Wir inventarisieren, studieren und kümmern uns darum. Während dieser Zeit hat das Konservierungsteam viel an der Sammlung gearbeitet. Zwei Beispiele: Wir haben eine neue Vitrine in der Dauerausstellung eingerichtet und werden in unserem Lagerbereich zusätzliche Gitter installieren, um die Gemälde professionell zu lagern. Wir vergessen jedoch die temporäre Ausstellung nicht. Wir bereiten mehrere Überraschungen vor, die dann in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden.

Diese Vitrine wurde in der Dauerausstellung neu eingerichtet.

Was sind die nächsten Schritte des Museums Murten?

Ich habe für die kommenden Monate mehrere Szenarien im Kopf. Aber ich muss natürlich die angekündigten Massnahmen der Behörden befolgen. Die Wechselausstellung von Romano Riedo möchten wir - wenn irgendwie möglich - im Dezember wieder zeigen und vielleicht bleibt sie sogar noch länger. Bereits im Januar möchten wir das Kapitel der alternativen Version des Licht-Festivals eröffnen.

Sie sehen, die Möglichkeiten sind vielfältig und bleiben offen… Eines ist sicher: Das Museum bleibt dynamisch und lebendig, wie vor Covid-19!