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Kultur /Kolumne
Karin Ledermann

Scheinwerfer an, Vorhang auf! Ein Blick hinter die Kulissen des Kellertheaters – das Finale

Letzten Samstag war der grosse Tag, auf den alle während so langer Zeit hingearbeitet und hingefiebert hatten: Premiere des Stücks 'Angst essen Seele auf'.

Letzten Samstag war der grosse Tag, auf den alle während so langer Zeit hingearbeitet und hingefiebert hatten: Premiere des Stücks 'Angst essen Seele auf'.

Eine sternenklare Nach, der Mond am Himmel fast voll, aus dem Bistro des Theaters Stimmengeschwirr und Lachen. Es ist nicht leichte Kost, die uns serviert wurde. Fassbinders Stück von 1974 hat – leider – nichts an Aktualität verloren und ich finde es grossartig, hat dieses Stück den Weg auf Murtens Bühne gefunden. 

Der Saal war gut gefüllt, ein paar leere Stühle nur. Die Bühne erwachte zum Leben, bunt gekleidete, tanzende Paare, hinter der Theke die Wirtin, eine Beiz, die irgendwo hätte sein können, in Murten, Zürich, Berlin. Als Zuschauerin hatte ich den Eindruck, mittendrin zu sein. Die Bühne wurde quasi in den Saal hinein erweitert, das heisst, die Schauspieler waren zum Greifen nah, es war unmöglich, Distanz zu wahren.

Da ich bei ein paar Proben dabei gewesen war, kannte ich einige Szenen bereits. Nun aber, mit dem Einsatz von Bild, Ton und Licht, war gleichwohl alles neu. Unglaublich, was diese Jungs in der Technik leisten! Da ist absolute Präzisionsarbeit gefragt. Die Einsätze müssen sekundengenau erfolgen, sonst stürzt die Szene ab, sie verpassten keinen einzigen Einsatz!

An die Rückwand der Bühne wurden zwischen den Akten Texte eingeblendet. Fragen zur Fremdenfeindlichkeit, Fakten aus Erhebungen, Aussagen Betroffener. Bilder, die uns Städte zeigten, vor und nach der kriegerischen Zerstörung. Texte und Bilder, die betroffen machen.
 
In der Pause wurden die Gäste zu Mezze eingeladen und ich hörte jemand anerkennend sagen, man erkenne, dass Truffer Regie geführt habe.
 
Die Schauspieler spielten ihre Rollen nicht, sie lebten sie! Ich litt mit Emmi und mir tat das Herz weh für Ali. Saskia, die Emmis Nachbarin spielt, eine Nachbarin, die man keinem wünscht, lernte ich im wirklichen Leben als sehr sympathische Frau kennen, aber nach der Vorstellung fiel es mir grad nicht leicht, sie nicht mit ihrer Rolle zu identifizieren. Sie spielten mit Leidenschaft und Ernsthaftigkeit, sie berührten und wühlten auf.
 
Chapeau – 'Angst essen Seele auf' ist ganz grosse Bühne in Murtens kleinem Kellertheater!