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Kultur /Kommentar
Karin Ledermann

Wo Licht ist, ist auch Schatten – die dunkle Seite des Licht-Festivals

Bald ist es wieder soweit: Murten geht in die 5. Licht-Festival-Saison. Im September 2015 berichtete die 'Freiburger Nachrichten', Murten wolle mit einem Licht-Festival die Wintersaison gegenüber dem gut gebuchten Sommertourismus stärken. Erwartet würden an diesem Event drei- bis fünftausend Besucher pro Abend, der Eintritt sei frei. Ich erinnere mich an die erste Saison 2016. Problemlos konnte man durch die Gassen flanieren und ich denke, nicht nur ich bekam grosse, staunende Augen wie ein Kind, denn ein solches Lichtspektakel hatte ich zum ersten Mal gesehen. Vor allem begeisterte mich 'sage commes les images' beim Schulhaus Berntor, etwas Vergleichbares hatte ich nie zuvor gesehen. Die Idee mit den Lampions, die mit Wünschen versehen aufs Wasser entsendet werden, ist wunderbar poetisch und erfreut mich jedes Jahr aufs Neue.
 
Erwartungsgemäss gefiel und gefällt dieser Anlass nicht nur mir! So ist der Besuch mittlerweile nicht mehr gratis, im letzten Jahr gab es 85'000 Besucher, in diesem Jahr werden an Spitzentagen (Samstag) bis zu 20'000 Gäste erwartet. Man stelle sich diese Zahl vor: 20'000 Menschen, die sich durch Murtens Gassen und am Seeufer drängeln, die an- und abreisen, parkieren, pinkeln, etwas trinken wollen.
 
Murten hat ca. 8'300 Einwohner und ist wohl in etwa für diese Grösse konzipiert. Ein Andrang von 20'000 Personen sprengt ja schier Murtens Mauern! So gibt es denn mittlerweile auch Gäste, die nach praktisch stundenlangem (enervierendem) Staufahren und Staustehen keinen Parkplatz finden und enttäuscht, verärgert und frustriert kehrtmachen und heimfahren (ich denke nicht, dass sie sich positiv zu Murten äussern).
 
Es kommt mir ein wenig so vor, wie der Zauberlehrling in Goethes Gedicht, der die Geister für seine Zwecke einspannen wollte und sie dann nicht mehr aufhalten konnte. Als sein Meister nach Hause kommt, fleht der Zauberlehrling ihn an: "...Herr, die Not ist gross / Die ich rief, die Geister / Werd ich nun nicht los."

Sicher ist, dass Murten durch diesen Event das Winter-Tourismus-Loch hat stopfen können. Aber seinen ursprünglichen Charme und Zauber hat das Festival auf dem Weg zum grossen Erfolg dadurch etwas eingebüsst.

Sie haben keine Lust, während dem Lichtfestival im Stau zu stehen? Das Restaurant Kantonsschild in Galmiz hat deshalb ein massgeschneidertes Angebot für Sie parat: Stressfrei ans Murtner Lichtfestival