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Gintoffel: Der Gin aus Murten für Weltverbesserer

Ein Gin aus Süsskartoffeln, um Food-Waste zu vermeiden, und darüber hinaus ein 100 Prozent regionales Genussprodukt herzustellen, steckt hinter der Idee «Gintoffel» vom Murtner Stefan Krähenbühl.

von Rainer Menning
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Ein Gin aus Süsskartoffeln, um Food-Waste zu vermeiden, und darüber hinaus ein 100 Prozent regionales Genussprodukt herzustellen, steckt hinter der Idee «Gintoffel» vom Murtner Stefan Krähenbühl.

«Altes Brauchtum, neu belebt!» - so beschreibt Stefan Krähenbühl seine Motivation den nicht marktkonformen Süsskartoffeln eine andere Bestimmung zu geben, als auf dem Kompost oder in der Futterkrippe der Kühe zu landen. Das Resultat ist ein Gin aus Süsskartoffeln: Gintoffel.

Jährlich kann er so zwischen drei bis fünf Tonnen Süsskartoffeln vor dem Abfall retten. Vermeidung von Food Waste einmal anders, anstatt Lebensmittel herzustellen, wird aus unverkäuflichen Feldfrüchten ein Genussmittel.

Wir haben mit Stefan Krähenbühl aus Murten über die Idee hinter dem Gin aus Süsskartoffeln gesprochen.

Stefan Krähenbühl

Eine provokante Frage zum Einstieg. Ist Gin aus Kartoffeln nicht einfach der Wodka für Mehrbessere?
Unser Gintoffel richtet sich an Kenner, Geniesser und Bewusste, Weltverbesserer oder Naturbewusste. Und er überzeugt mit seiner einzigartigen süssen Geschmacksnote. Ausserdem ist unser Gin der Weltmeister der Nachhaltigkeit unter den Spirituosen. Er wird aus Schweizer Alkohol mit biologischen Botanicals gebrannt. Das ist eine Weltpremiere. In einer Diplomarbeit zu Gin wurde festgestellt, dass Gin, darunter auch regionaler Schweizer Gin, aus so genanntem Industriealkohol hergestellt wird. Das ist eine Augenwischerei an den Konsumenten. Es ist, als würde Schweizer Gruyerekäse AOP mit polnischer Milch hergestellt.

Wie bist du auf die Idee gekommen Gin aus Kartoffeln herzustellen?
Mein Herz schmerzte, als ich die unverkäuflichen Süsskartoffeln den Kühen verfüttert habe oder gar kompostieren musste.

Ich wollte diese unverkäuflichen Anschnitte, zerbrochene oder verdreht gewachsene Süsskartoffeln sinnvoll verwerten.

So suchte ich nach Lösungen und erinnerte mich ganz plötzlich an die Geschichten meines Grossvaters. Er erzählte mir, wie er die Kriegsjahre als Oberschüler erlebt hatte und er auf Bauernhöfen nach der Schule für sein tägliches Nachtessen arbeitete. Dabei half er unter anderem, vom Verderb bedrohtes Obst als letzte Massnahme in Schnaps zu verwerten.

Die Idee stammt also eigentlich von deinem Grossvater?
Der Gin ist auch eine Ehre an meinen Grossvater und eine Erinnerung an seine Erzählungen. Der Gin ist so zu sagen altes Brauchtum neu belebt. Was in meiner Jugend im Emmental der «Kräuterschnaps» oder «Bäzi» war, heisst heute Gin und Ginlikör.

Seit wann stellst du Gintoffel her?
Seit 5 Jahren.

Gibt es noch neben Gintoffel noch andere Produkte?
Wir produzieren eine Süsskartoffelwurst, Süsskartoffelchips und Süsskartoffelbier. Alles regional, handwerklich und biologisch und natürlich 100 Prozent aus Food Save. Aus dem Gintoffel brennen wir seit einem Jahr einen Ginlikör. Der ist momentan der Überflieger.

In welchen Losgrössen produzierst du?
Wir produzieren jährlich 300 bis 500 Liter Süsskartoffelschnaps, woraus der Gin und später der Ginlikör gebrannt werden. Dadurch können die 3000 bis 5000 Kilogramm unverkäufliche Süsskartoffeln sinnvoll verwertet werden. Die gebrannte Menge ergibt sich durch die jahresbedingt sich ändernde Menge an Food-Save-Süsskartoffeln.

Wo ist der Gintoffel erhältlich?
Wir verkaufen den Gin im Hofladen «La Ferme 1794», im Gemeinschaftsladen «bio26» in der Stadt Freiburg und bei uns im Online-Shop sowie in diversen Hofländen wie Chez Sommer in Muntelier. Früher auch am Stars of Sounds Murten an unserer Süsskartoffel-Bar. Weiter ist der Gin in Murten in der Chesery erhältlich und der Ginlikör an der Eisbahnbar in Murten. Einen grossen Teil verkaufen wir für Weihnachts- oder Geschenkkörbe.

Wer sollte sich zwischendurch einen Gintoffel leisten?
Der Gin überzeugt alle, vom Geniesser bis Ginkenner. Der Likör spielt seine Vorzüge vor allem bei Frauen und in Cocktails aus. Er kann pur oder als Shot getrunken werden und passt auch gut für ein Cake. Mehr Superfood bringst du nichts ins Glas! Die Süsskartoffel ist ein Superfood, Wacholder und die Botanicals ebenso.

Wer auf Herkunft und Nachhaltigkeit setzt, landet unumgänglich beim Gintoffel.

Wie und bei welcher Gelegenheit trinkst du persönlich den Gintoffel am liebsten?
Der Gin passt zu jeder Gelegenheit, am Abend zum Kochen oder auf dem Sitzplatz. Darum habe ich immer ein Tonic Wasser und eine Bio-Zitrone zu Hause. Weiter überrasche ich die Gäste jeweils mit dem Ginlikör. Am Stars of Sounds suchten uns die Festivalbesucher für unsere Cocktails auf. Die süssen Coktails mit Ginlikör waren der Renner. Ich bin erst dank meinem Eigenbrand auf den Gin gekommen. Vorher war ich der Weintrinker und ausser Haus bestellte ich ein Bier.