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unnu kram- neue Wege, neue Hände

Nach exakt 13 Jahren übergibt Tonia Bangerter ihr Geschäft.

von Karin Ledermann
am
Susann Reeve und Tonia Bangerter.

Nach exakt 13 Jahren übergibt Tonia Bangerter ihr Geschäft.

Rück- und Ausblick mit 9 ½ Fragen an Tonia Bangerter

Tonia, wie ist unnu kram entstanden?
Nach unserer Rückkehr aus Nepal und meiner dortigen Arbeit in einem Frauenhaus, entschloss ich mich, die im Frauenhaus produzierten Artikel in der Schweiz in Kommission an ausgesuchte Geschäfte weiterzugeben. Doch ich merkte bald, dass mir das nicht genügte und es entstand der Wunsch nach einem eigenen Geschäft.

Wie hast du deine Geschäftsidee umgesetzt?
Ich habe einfach losgelegt! Zuerst hatte ich mein Geschäft unten an der Ryf. Das Sortiment war bescheiden, ein wenig Schmuck, Dekorationsartikel, Spielwaren und Secondhand Kinderkleider. Nach drei Jahren bekam ich die Gelegenheit, an die Deutsche Kirchgasse umzuziehen. Durch Online-Tauschbörsen war die Zeit der Secondhand-Kinderkleider für mich vorbei. Nun setzte ich auf hochwertige Kinder- und Frauenbekleidung und erweiterte kontinuierlich das Sortiment in den Bereichen Deko, Schmuck und Accessoires.

Worauf legtest du beim Einkauf wert?
Ich wollte originelle, hochwertige Produkte, die lange Freude bereiten, Dinge, die nicht überall zu finden sind. Ich bevorzugte immer kleine, europäische Manufakturen und legte grossen Wert auf Fairtrade.

Was ist über all die Jahre gleichgeblieben?
Meine Leidenschaft, Kreativität, Sorgfalt und Freude.

Was wirst du vermissen?
Grosseltern, Göttis, Freundinnen, zukünftige Eltern: Es gab unzählige schöne Begegnungen, so viele Erlebnisse und Ereignisse wurden mit mir geteilt. Mir werden die Gespräche fehlen, die Beratungen, das Teilhaben dürfen an den persönlichen Lebensgeschichten.
Die Deutsche Kirchgasse ist über die Jahre Teil meines Daheims geworden. Die Geschäftsinhaber*innen in ‘unserer’ Gasse sind zu Freund*innen geworden, diese Begegnungen werde ich sehr vermissen, wobei die Freundschaften natürlich bestehen bleiben.

Was war das Schwierigste in all den Jahren?
Der erste Lockdown. Diese Ungewissheit damals war extrem schwierig. Das war sie natürlich für uns alle, aber die Sorge, ob und wie unnu kram überleben wird, hat halt doch sehr schwer gewogen.

Warum gibst du unnu kram in andere Hände?
Ich möchte noch etwas anderes machen im Leben, für mich ist es Zeit, Neues in Angriff zu nehmen. Ich lasse mich zur körperbezogenen psychologischen Beraterin ausbilden. Die Ausbildung ist sehr intensiv, unnu kram könnte ich daneben nicht auch noch gerecht werden, denn wenn ich etwas in Angriff nehme, dann gebe ich 100 %!

Verrätst du uns, wer die Nachfolge von unnu kram antritt?
Den Gedanken an eine Geschäftsübergabe hege ich seit längerem. Die grosse Frage war: wie und wo finde ich die richtige Person?
Die zukünftige Geschäftsinhaberin, Susann Reeve, hat vor Jahren bei mir etwas gekauft, was an und für sich unverkäuflich war. Verkaufstalent und Verhandlungsgeschick bringt sie also sicher mit! Später bin ich per Zufall über die sozialen Netzwerke auf sie gestossen und hatte immer das Gefühl, sie und unnu kram würden wunderbar zusammenpassen. Schliesslich kam der Kontakt vor einem Jahr sehr spontan über eine gemeinsame Freundin zustande. Von da an lief alles wie am Schnürchen.

Bestimmung, Schicksal?
Wir freuen uns beide über diese Lösung und auf das, was vor uns liegt.

Haben wir eine wichtige Frage übersehen?
Es ist ein bedeutsamer Schritt für mich und für unnu kram. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich in diesen Jahren erleben durfte, für das Vertrauen, die Freundschaften, die Gespräche, die Begegnungen.

Ich werde Susann ab Januar unterstützend und beratend weiterhin zur Seite stehen.

Vielen Dank für das Interview, wir wünschen dir, Tonia, Susann und unnu kram alles Gute!

Wer schon immer wissen wollte, was unnu kram heisst.

Nepalesischer Dialekt: unnu = Wollfaden einfädeln, kram = kleine Serie. Der Name entstand, als Tonia von nepalesischen Familien wollene Schals herstellen liess und für diese eigens einen Markennamen kreierte.