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Kein Jägerlatein: Erfolgreiches erstes Jahr für Eyip Bartamay im Murtner 'Restaurant-Hotel Jäger’

Erfolgsfaktoren des neuen Pächters: Fachkompetenz, Engagement, Teamarbeit und Liebe zum Detail

von Esther Zangger
am

Erfolgsfaktoren des neuen Pächters: Fachkompetenz, Engagement, Teamarbeit und Liebe zum Detail

Die ‘NZZ’ zitierte 2023 Restaurantkritiker Urs Heller mit: ‘Vieles, was der Deutschschweizer komisch bis furchterregend findet, wird in der Romandie hoch geschätzt.’

Eyip Bartamay, der vor rund einem Jahr das Restaurant und Hotel Jäger in der Murtner Altstadt übernahm, fand einen Weg, mit einem neuen Konzept den kulinarischen Röstigraben zu überwinden.

Das neue Konzept erwies sich als äusserst erfolgreich, wie sich im Interview mit dem 33-jährigen Vollblutgastronom herausstellte. Der erfahrene Koch, der seine Sporen im renommierten 'Vieux Manoir' in Meyriez abverdiente, nutzt Erfahrung und Kreativität, um seine Vision zu verwirklichen.

Eyip Bartamay

Eyip, wie fühlt es sich an, das erste Jahr erfolgreich hinter sich zu haben?

Das erste Jahr ging wahnsinnig schnell vorbei. Wir haben vieles erlebt, sehr viele Stunden aufgewendet und vollen Einsatz gezeigt. Das hat sich gelohnt, es war ein sehr erfolgreiches Jahr. Man kann sagen, ‘der Jäger läuft’, die Leute kommen gerne – das erfüllt mich mit Stolz und Freude.

Was kannst du uns zu Höhen und Tiefen im vergangenen Jahr sagen?

Von Anfang an war mir die immense Verantwortung bewusst, sowie die damit einhergehenden hohen Kosten und das Risiko. Trotzdem gelang es mir, jede Situation zu meistern. Als positiv eingestellter Mensch sehe ich jede Herausforderung als Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und daraus zu lernen.

Als ich die Leitung des Betriebs übernahm, hatte ich mich mental auf verschiedene Herausforderungen vorbereitet und war mir bewusst, was alles auf mich zukommen könnte. Natürlich traten auch herausfordernde Situationen auf, jedoch überwogen die positiven Erfahrungen bei weitem.

Ich habe stets an meiner ursprünglichen Philosophie festgehalten und bin meinem Plan treu geblieben. Von Anfang an habe ich die Dinge mit Begeisterung so umgesetzt, wie ich es geplant hatte – das hat sich bewährt.

Gab es auch unerwartete Herausforderungen, die du bewältigen musstest?

Selbst, wenn man sich wie auf eine Prüfung gut vorbereitet, können unerwartete Situationen auftreten, die rasches Handeln erfordern. Als Unternehmer in der Gastronomie ist es unerlässlich, ein Allrounder zu sein. Es gab anspruchsvolle Situationen, in denen Know-How dringend erforderlich war. Wäre ich Prüfungsexperte, würde ich sagen: ‘Wir haben diese Prüfungen mit Bravour bestanden.’ (lacht)

Welche wichtigen Lektionen hast du im ersten Jahr gelernt?

Es gab Momente, aus denen ich persönliche Lehren zog. Doch ich betrachte mich als jemanden, der nie auslernt. Dabei vertrete ich immer die Perspektive des Gastes und versuche, mein Team in seine Lage zu versetzen und ihnen die Sicht des Gastes zu vermitteln. Ich glaube, dies war meine wichtigste Lektion: noch klarer zu kommunizieren, zu diskutieren und meine Erwartungen für jeden verständlich zu machen.

Gab es Veränderungen seit der Eröffnung?

Als ich das Restaurant eröffnete, betonte ich, dass wir uns stets nach unseren Gästen richten. Das bedeutet, dass Verbesserungspotentiale in Gerichten oder im Service sofort angegangen werden.

Wir sind ständig auf der Suche nach Veränderungen und Innovationen, wobei wir viele neue Gerichte ausprobiert und in unsere Speisekarte aufgenommen haben. Darüber hinaus wurden auch die bestehenden Gerichte fortlaufend optimiert und verbessert.

Da bin ich sehr stolz auf mein ganzes Team, weil es wirklich eine tolle Leistung hingelegt und grossen Einsatz gezeigt hat. Initiativbewerbungen von motivierten Leuten sind bei uns jederzeit willkommen!

Planst du, neue Menüpunkte oder Aktivitäten einzuführen?

Definitiv plane ich, Neues einzuführen. Gerade konnten wir einen zusätzlichen Koch für mehr Kapazität einstellen, um Neuerungen umzusetzen.

Neu bieten wir jede Woche einen hausgemachten Kuchen an, der den ganzen Tag über verfügbar ist. Kürzlich gab es zum Beispiel einen Rüeblikuchen mit Frischkäse-Frosting, der wirklich köstlich war. Während der Spargelsaison bieten wir neben unserer regulären eine zusätzliche Speisekarte an.

Gibt es spezielle Rückmeldungen von zufriedenen Gästen?

Spannend waren wertvolle Tipps unserer Stammgäste, die es uns ermöglichten, viele Dinge noch besser zu verarbeiten und zu präsentieren. Wir konnten uns kontinuierlich verbessern und jedes einzelne Gericht, sei es in Bezug auf die Präsentation oder den Geschmack, optimieren.

Wir haben im Eröffnungsjahr sogar Gäste gewonnen, die speziell wegen bestimmter Gerichte zu uns kommen, wie zum Beispiel dem Auberginen-Tatar, der Jägerpfanne mit Rindsstreifen und der Rösti oder unserem hausgemachtes Cordon-Bleu mit dem rezenten Gruyère Käse AOP.

Was unsere Gäste besonders schätzen, ist die gleichbleibend hohe Qualität des Essens, was natürlich auch für mich von höchster Bedeutung ist. Und dass wir alle unsere Gäste mit einem Lächeln willkommen heissen, wird ebenfalls sehr geschätzt.

Was sind deine Ziele und Pläne für die Zukunft des Restaurants?

Meine Ziele und Pläne für die Zukunft des Restaurants sind vielfältig. Sicher einmal, dass es so weitergeht (lacht). Es ist ermutigend, wenn ich in das Reservationsbuch schaue und sehe, dass im Juni eine Gruppe von 40 Personen aus Lausanne zum Essen kommt. Einige davon werden in unseren acht gemütlichen Zimmern übernachten, die damit vollständig ausgebucht sind. Dieses Gefühl ist einfach sensationell und macht unglaublich viel Spass. Es bestätigt, dass der ‘Jäger’ für alle Anlässe geeignet ist – für Geschäftstreffen, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder einfach nur für Kaffee und Kuchen. Es berührt mich tief, wenn ich bedenke, dass ich mit nichts angefangen habe und jetzt solch eine Resonanz erlebe.

Trotz dieser Erfolge ruhe ich mich nicht auf meinen Lorbeeren aus. Im Gegenteil, ich habe noch viele Pläne und möchte kontinuierlich Neues umsetzen, um den ‘Jäger’ noch weiter voranzubringen. Mein Ziel ist, noch mehr für meine Gäste zu tun und ihr Erlebnis bei uns stetig zu verbessern. Ich bin davon überzeugt, dass ich dies gemeinsam mit meinem jetzigen Team erreichen werde.

Ich halte regelmässig Meetings mit meinem Team ab, um sämtliche Prozesse zu überprüfen und sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft. Auch beim Entwerfen neuer Menüs gehen wir gründlich vor: wir kochen vor, probieren jedes Gericht und betrachten es kritisch. Dabei versetzen wir uns in die Perspektive unserer Gäste: wie wird das Gericht ankommen? Gibt es Verbesserungsmöglichkeiten?

Das Ganze ist ein fortlaufender Prozess. Ich nehme mir Zeit, jede Situation bis ins kleinste Detail mit meinen Mitarbeitenden zu besprechen – sei es das, was bereits passiert ist, oder das, was noch geschehen könnte. Ich bin zwar kein Hellseher, doch ich bemühe mich stets, meine Sichtweise zu vermitteln, damit das Team meine Entscheidungen besser nachvollziehen kann. Diese offene Kommunikation trägt massgeblich zu einem positiven Arbeitsklima bei. Wir setzen diese Herangehensweise konsequent fort.

An Freitag- und Samstagabenden ist das Restaurant stets bis auf den letzten Platz gefüllt, auch mit treuen Stammgästen aus der Region. Als Gastronom ist es für mich das Schönste, wenn ich diese vertrauten Gesichter mit einer herzlichen Umarmung begrüssen und sie persönlich mit ihren Namen ansprechen kann. Wenn ich dann am späten Samstagabend um 00:30 Uhr nach Hause komme, denke ich oft bei mir: "Gut gemacht, bravo!" (lacht)

Welche Schlüsseltipps hast du für Erfolg im Gastgewerbe?

Im Gastgewerbe gibt es auch Dinge, die man nicht erlernen kann, doch es erfordert ein Bewusstsein für Feinheiten und Nuancen. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht mal so viel braucht, um seine Gäste zufriedenzustellen, zum Beispiel mit kleinen Gesten. Neben der Qualität des Essens geht es auch darum, die Kunden ‘abzuholen’, präsent zu sein und vollen Einsatz zu zeigen. All das ist entscheidend für den Erfolg eines Restaurants – man muss es einfach tun.

Wie planst du, das Jubiläumsjahr zu feiern?

Da wir vergangenes Jahr regelrecht überrannt wurden, hatte ich beschlossen, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt eine Eröffnungsparty mit Saus und Braus organisieren werden – das steht nun schon bald an!

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich von Herzen bei all unseren Gästen bedanken, besonders auch bei denen, die uns von Anfang an unterstützt haben. Wir freuen uns ungemein auf den kommenden Sommer und darauf, ihn gemeinsam mit euch zu geniessen.

Herzlichen Dank für das sympathische Gespräch und weiterhin viel Erfolg und Freude mit dem ‘Jäger’!

Kontakt & Reservationen

Restaurant Hotel Jäger
Hauptgasse 47

3280 Murten

Telefon 026 670 22 20